Manche Menschen, im speziellen Männer, haben ja oft einen Drang zu Höherem. Sie wollen hoch hinaus, von oben sehen was das Leben so bringt. Oder ob Feinde im Anmarsch sind. Oder einfach um oben ein Kreuz in den jeweils höchsten Felsen eines Berges zu hauen, um zu zeigen: Ich war hier. Als Erster.
Dieses Privileg hat man natürlich inzwischen nur recht selten, und schon gar nicht in einer Tourigegend wie der Costa Blanca. Nachdem ich mir diesen Felsen hier in Calpe jetzt lang genug von unten angeschaut hatte, war klar, da muss ich rauf. Dazu braucht man – theoretisch – extra einen Zeitslot für einen bestimmten Tag, da nur 300 Personen pro Tag erlaubt sind. Beim erstellen des Nachweises hat mir die nette Rezeptionistin vom Platz geholfen, soweit reicht mein spanisch dann doch nicht. Am Ende war es aber egal, da niemand kontrolliert. Der Eingang mit Drehkreuz lässt alles durch was kommt.









Der erste Teil des Weges wiegt mich noch in Sicherheit. Ein breit und gut angelegter Weg führt den frohgemuten Wanderer, also mich, in Serpentinen auf den Fuß des rund 330 Meter hohen Felsensockels zu. Interessanterweise gibt es an diesem Morgen noch eine Wetteranomalie: Seenebel. Wie bei „Fog – Nebel des Grauens“ schiebt sich eine Wolkenwand vom Meer her auf den Strand von Calpe zu. Und das richtig schnell. Aber eben auch so maximal hundert Meter hoch, so dass ich mich fortan mehr oder weniger „über den Wolken“ befinde und mir vorkomme wie bei einem Landeanflug mit einem Flugzeug. Tolle Perspektive.
Am Ende des ausgebauten Weges wartet ein in den Felsen gehämmerter Tunnel darauf, den zweiten Teil der Ersteigung einzuleiten. Der Tunnel führt mich von der West- auf die Nordseite des Peñon d’Ifach und die Wege werden etwas urtümlicher. Die Steine – überwiegend aus Granit wie der ganze Felsen – sind im Laufe der Zeit glatt gelaufen und zum Teil teuflisch glatt. Es gilt also aufzupassen wo man hintritt. Wege sind ab jetzt Mangelware. Motto: Sieh zu wie du hier hochkommst, du hast es so gewollt.












An manchen Stellen komme ich mir vor wie auf einem Treck zum Himalaya. Es gibt Staus, da ja unbedingt das arme Hundi auch mit auf den Gipfel muss. Das hat aber eigentlich gar keine Lust und weiß auch gar nicht wie es manche Passagen meistern soll. Also wird geschoben, gezerrt und getragen, bis es endlich auch für die wartenden Wanderer weitergeht. Neben den Kletterpassagen sind oft Ketten oder Seile eingezogen, die das nach oben kommen etwas unterstützen. Eine Kraxelei bleibt es auf jeden Fall.






Am Ende hab ich das aber auch geschafft. Oben. On top of the hill, der König der Welt! Eine Aussicht über die Wolken ins Unendliche. Werde zwar sicher kein Bergsteiger mehr, aber das Gefühl oben zu stehen ist schon erhebend. Ich ruh mich eine Weile aus, mache Fotos über die mir zu Füßen liegende Stadt Calpe, beobachte die kreischenden Möwen, schau der „Generation Selfie“ beim dokumentieren des Ereignisses zu, bevor ich mich wieder an den Abstieg mache. Immer den roten Punkten folgend, oder im Zweifel meinen Vorgängern, erreiche ich nach gut vier Stunden das Basecamp, bzw. mein abgestelltes Fahrrad.






Eine tolle Tour, die als „mittelschwer“ eingestuft wird, für Ungeübte aber einige Herausforderungen bereithält. Gutes Schuhwerk und ein wenig Kondition vorausgesetzt, ist der Aufstieg auf den Peñon d’Ifach durchaus möglich und für Besucher von Calpe ein echtes Highlight und zu empfehlen. Hat Spaß gemacht und der Blick von hoch oben ist gigantisch. Die Bilder sind eine Mischung aus iPhone und Olympus, aber mehrheitlich iPhone, da ich das im Zweifel schneller zur Hand hatte.
Fast hätte ichs vergessen, ich wünsche allen Leserinnen und Lesern meines Blogs ein frohes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2022. Mögen alle eure Wünsche in Erfüllung gehen. Wir lesen uns im neuen Jahr, ich schreibe und fotografiere weiter. Versprochen.
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