Wie bereits im letzten Beitrag angekündigt, wagen wir zum Jahreswechsel mal etwas Neues. Wir wechseln vom Meer auf den Fluß und feiern Silvester in Antwerpen auf der „MS Bellejour“. Dazu fahren wir zunächst nach Köln, sicherheitshalber schon mal einen Tag vorher, und checken am Nachmittag des 30.12. unterhalb der Deutzer Brücke ein.
Eine große Kabine mit französischem Balkon ist nun die nächsten Tage unser zu Hause. Die meiste Zeit verbringen wir aber mit den rund 160 Passagieren, Generation 60+, in der Lounge. Schließlich haben wir ein Getränkepaket gebucht. Um 17 heißt es dann Leinen los und der beleuchtete Kölner Dom verschwindet langsam in der Nacht.

Der nächste Tag ist ein Flusstag und beginnt mit einem Frühstück was zwischen 7 und 9 Uhr serviert wird, keinesfalls später. Draußen ist dunkel und neblig als wir uns mit unserer Tischgemeinschaft, auf der MS Bellejour gibt es feste Tische und Menu a la carte. Mitten im Nebel erledigen wir die Seenotrettungsübung, die nicht weniger komplex ist wie auf einem großem Kreuzfahrer, obwohl man ja meist zum Ufer schwimmen könnte. Irgendwann erreichen wir Holland und der einzige Höhepunkt des Tages besteht in einer Carambolage mit einem anderen Schiff in einer Schleuse.
Naja, nicht ganz, schließlich ist Silvester. Gegen Abend erreichen wir Antwerpen, wo wir den Jahreswechsel feiern werden. Das Diner ist ansprechend und wird in 6 Gängen serviert. Alle haben sich dem Anlass entsprechend aufgehübscht. Nach dem Essen gehts in die Lounge und der Silvesterparty. Tja, was soll man sagen, mit Party war es eher nix, dafür sorgte der völlig überforderte, rumänische Alleinunterhalter Milo an der Orgel, der seiner Rolle als „Partycrasher“ konsequent nachkam. Wenn auch nur ein Deut an Stimmung aufkam, sorgte er mit seiner trostlosen Musikauswahl sofort für Totengräberstimmung. Vermutlich hat man ihn gezwungen diese Rolle zu übernehmen. Das „Feuerwerk“ um 12 Uhr war ein weiterer Schlag ins Wasser, verpufften doch lediglich ein paar Raketen im Hafen, auf den Schiffen darf ja nicht geböllert werden. Also blieb’s doch bei dem kleinen Unfall als Höhepunkt des Tages.
Den nächsten Tag schauen wir uns den Vormittag noch Antwerpen an. Auf dem Marktplatz fand wohl die gestrige Silvesterparty statt – was wir leider nicht wussten – mit wahrscheinlich besserer Stimmung. Das Städtchen ist ganz schön, aber es ist knackig frisch, so dass wir nach 2 Stunden wieder zum Aufwärmen und Essenfassen aufs Schiff zurückgehen. Während des Mittagessens legen wir auch ab und fahren Richtung Amsterdam, was wir am nächsten Morgen erreichen.
Dort liegen wir unweit der Stelle, von der wir im Mai 2007 mit der MS Century Richtung Norwegen aufbrachen, unsere erste Kreuzfahrt. Wir mäandern mit Stadtplan durch Amsterdam, was sich heute von der besten Seite zeigt. Strahlend blauer Himmel überspannt das Wasser der Grachten und bringt die unzähligen Hausboote zum Leuchten. Nach 13 Kilometern Laufstrecke gönnen wir uns ab 15 Uhr in der Lounge der Bellejour einen Cocktail. Am Abend geht es noch mal raus, eine Lichterfahrt durch Amsterdam steht an. Nach kurzweiligen 90 Minuten waren wir wieder zurück auf dem Schiff und nach ein paar Cocktails und einem späten Imbiss gegen halb eins im Bett.
In der Nacht legen wir irgendwann ab, morgen beim Frühstück sind wir bereits auf dem Rhein unterwegs zum nächsten Ziel: Düsseldorf. Dort kommen wir Abends an, daher geht die vorletzte Etappe wieder als Flusstag durch. Der Rhein ist hier nicht besonders fotogen, rechts und links Weiden, ab und an mal ein Kirchturm, Ansonsten Kraftwerke oder Industriehäfen. Wir packen schon mal die Koffer, müssen ja morgen vormittag wieder in Köln auschecken. Beim Abschied der Crew am Nachmittag kommt ein wenig Wehmut auf, das Schiff ist verkauft und macht mit dieser Crew – die teilweise schon 3 Jahre auf dem Schiff der Trans Ocean Dienst tut – seine letzte Fahrt.
Gegen Abend legen wir in Sichtweite von Düsseldorf an, bleiben aber auf dem Schiff und genießen den letzten Abend. Zum Abendessen gibt es „traumschifflike“ am Ende Eisbomben mit Wunderkerzen und Musik aus der Boombox. Unser Fazit fällt gemischt aus. Flusskreuzfahrten muss man mögen und Alleinunterhalter die keine Stimmung machen können, haben ihren Beruf verfehlt. Wäre ein DJ an Bord gewesen, der seinen Job beherrscht, wäre das Feedback sicher besser ausgefallen. Seit diesem Silvester kann ich das bestätigen, doch dazu später mehr in dieser Rubrik. Für den ersten Versuch aber okay, auch wenn es sicher nicht unsere bevorzugte Reiseart werden wird.
Ein paar Impressionen der Reise gibt es auf meinem Flickr Account.