Caminito del Rey

Vor einer knappen Woche brachen wir von Campingplatz Ardales gut gerüstet auf, um einen der bekanntesten und spektakulärsten Wanderwege Europas zu laufen, den „Caminito del Rey„. Der bekannte Pfad wurde ursprünglich als Transitweg für die Arbeiter und das Personal von Saltos del Gaitanejo und El Chorro angelegt. Der Hintergrund war die Gewinnung von Energie. Dazu wurde ein Kanal durch die Schlucht gebaut, der von den Stauseen kommend, sich durch den ganzen Bergeinschnitt zieht und durch das so entstehende Gefälle, am Ende einen 120 Meter hohen „Wasserfall“ generiert, der die Turbinen antrieb. Heute wird der Kanal nicht mehr genutzt und der Weg ist eine reine Touristenattraktion. Aber was für eine.

Mit einem langen Tunnel beginnt unser Abenteuer, bringt uns aber erstmal gemütlich zum Eingangsbereich. Man kann den Caminito nur laufen, wenn man vorab einen Slot gebucht hat, oder man geht das Risiko ein, vor Ort nach Tickets zu schauen. Da nur eine begrenzte Menge Besucher pro Tag zulässig sind, kann das aber auch schiefgehen. Besser ist es also vorab zu buchen. Hat man eine Führung gebucht – Singletickets sind schnell ausgebucht – bekommt man einen Guide und ein Headset, ein Helm für jede/n ist obligatorisch. Dann beginnt die etwas 2-stündige Wanderung.

Wir starten auf der ersten Galerie und sind sofort beeindruckt über die Natur die sich hier zeigt, die vielfältigen Steinformationen und natürlich den Weg, der sich an die Felsen schmiegt. Ist dieser heute gut gesichert, war es früher lediglich ein 60cm breiter Betonpfad, ohne jede Sicherung. Er war im Grunde der Arbeitsweg der Menschen, die den Kanal zu pflegen hatten. Gleichzeitig diente er auch lange Zeit der Verbindung zwischen El Chorro und der anderen Seite für Bewohner zum Einkaufen oder zum Besuch der Schule. Schon sehr abenteuerlich. Und das bei Wind und Wetter. Wenn es heute zu windig ist, oder der Regen zu stark, ist der Zugang für Besucher nicht möglich.

Auf dem oberen Bild sieht man noch ein Stück des alten Weges. Der Bau des Caminito del Rey begann im Jahre 1901 und dauerte 4 Jahre. Der Name Königsweg entstand nach dem Besuch von König Alfonso XIII, der diesen Pfad benutzte um die Stauseen „Conde de Guadalhorce“ einzuweihen. Auf unserem weiteren Weg zieht sich die Galerie hoch oben durch die enge Schlucht und über uns kreisen Geier um die Gipfel der Berge. Verrückt.

Es geht mal gerade, mal auf, mal ab, immer der Galerie entlang, bis sich die Schlucht in ein weites Tal öffnet. Hier findet man neben Ziegen und Fröschen auch eine vielfältige Flora. Man kann sich etwas entspannen und geht ein Stück auf ganz normalen Wanderwegen. Mittendrin stoßen wir auf ein halb verfallenes Haus, in dem bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eine ganze Familie gewohnt hat. Heute ist es ungefähr der Mittelpunkt des Caminito und beherbergt einen Heliport, falls jemand gerettet werden muss.

Parallel zum Weg an den Felsen entlang, begleitet uns schon die ganze Zeit ein Teil der Bahnlinie Sevilla – Malaga. Diese Strecke wurde von 1860-65 gebaut und der Abschnitt durch die Schlucht des Caminito del Rey sieht schon sehr abentuerlich aus. Die Strecke besteht hier quasi nur aus Tunneln, Viadukten und hohen Dämmen und wird heute noch von regulären Zügen bedient.

Wir sind inzwischen auf der zweiten Galerie angekommen, die noch mal eins draufsetzt, verläuft der Weg doch teilweise noch höher und noch verwinkelter. Die umliegenden Felsen sind schroff und weisen teilweise senkrechte Gesteinsschichten auf. Das ganze Gebiet stammt übrigens aus der Zeit des Jura und war damals Teil eines großen Meeres. Wenn man Glück hat, findet man hier sogar versteinerte Ammoniten.

Fast am Ende der Wanderung angekommen, wartet noch mal eine besondere Mutprobe auf die Wanderer des Caminito del Rey: Die schwankende Hängebrücke neben dem Aquädukt. In 105 Metern Höhe überquert sie die Schlucht und den Fluss Guadalhorce, um die Besucher abschließend über die letzten Stege, die auch noch mal die Bahn überqueren, aus der Schlucht zu entlassen.

Am Ende der Tour sieht man bei einem Blick zurück den Ausgang der schmalen Schlucht, mit den letzten Metern des Weges und ist voll von Eindrücken dieser Wanderung, die nichts für schwache Nerven und auch nichts für Menschen mit Höhenangst ist. Hunde und kleine Kinder sind nicht umsonst verboten auf dieser Wanderung durch den Caminito del Rey. Wer in der Gegend sein sollte, unbedingt einplanen, rechtzeitig Tickets buchen und die Tour genießen. Uns bringt der Shuttlebus wieder zurück zu unserem Campingplatz und wir werden sicher noch eine Weile brauchen, um alle Eindrücke zu verarbeiten.

11 Antworten auf “Caminito del Rey”

  1. Sehr beeindruckend, allein durch Deinen Bericht und die Fotos. Kann ich verstehen, dass ihr da ne Weile von zehren könnt.

    1. Lieben Dank Jens, nach immer nur aufs Meer glotzen kommt so eine Abwechslung auch mal ganz gut. Und die Kamera will ja auch mal mehr sehen, als Sonnenauf- und Untergänge über dem Wohnmobil 😉

    1. Aktuell wird er für dich ziemlich öde sein, wenn ich denke was du sonst läufst 😉 Vor der Renovierung wäre es sicher spannend gewesen, aber auch saugefährlich. Da hat es wohl auch immer wieder mal schwere, bis tödliche Unfälle gegeben. LG

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