2 Kilometer nach dem Start der Tour, erreichen wir das nordöstliche Ende von Kreuzberg. Dort wo sich heute das Partyvolk nach einer durchzechten Nacht im Freischwimmer oder im Club der Visionäre im Flutgraben zum Frühstück trifft, war 28 Jahre für die Kreuzberger das Ende der Welt. Dahinter beginnt der Bezirk Treptow, wo man noch heute in einem kleinen Park den alten Wachturm der DDR Grenzanlage sehen kann. Jetzt wird er für Veranstaltungen genutzt. Es handelt sich um einen von drei noch erhaltenen Wachtürmen der Berliner Mauer im Stadtgebiet

Mit dem Flutgraben der etwas später in den Landwehrkanal übergeht, beginnt die kurze östliche Grenze von Kreuzberg zur ehemaligen DDR. Auf der Halbinsel entlang der Lohmühlenstraße reihen sich Fitnessgeräte, Tischtennisplatten und Bouleplätze hintereinander. Ein belebter Ort an lauen Berliner Abenden und Wochenenden.

Am Ende der Halbinsel stehen gegen Abend die Angler in Reih und Glied und hoffen noch auf den Fang des Tages. Mit einem „Petri Heil“ folge ich dem Rundweg und bewege mich wieder Richtung Norden. Unter dem Ernst-Heilmann-Steg hat sich jemand häuslich eingerichtet, inklusive Wäschekorb und Spendenbecher für vorbeikommende Flaneure. Erstaunlich für Berlin, dass hier anscheinend das Eigentum respektiert wird. Nicht unbedingt selbstverständlich. Ich fahre zurück bis zur Schlesischen Straße und dann entlang des Landwehrkanals über das Heckmann- und Görlitzer Ufer in Richtung Görlitzer Park.

Unterwegs sieht man am Ufer immer wieder mal Überreste von Lagerfeuern, angereichert mit diversem Leergut hochprozentiger Alkoholika. In Berlin gibt es geschätzt bis zu 10.000 Obdachlose, viele davon aus osteuropäischen Ländern, die sich Tag und Nacht die Zeit vertreiben müssen. Der Alkohol ist dabei leider oft ein ständiger Begleiter. Jetzt in der kalten Jahreszeit wird es für viele die auf der Straße leben wollen, oder müssen nicht gerade einfacher. Ein kleines Feuerchen wärmt da zumindest kurzfristig.
In der nächsten Etappe der Kreuzberger „Grenzerfahrung“ streifen wir kurz den Görlitzerpark, treffen eine rüstige „Oma“ und mit dem Einmünden des Neuköllner Schiffahrtskanal in den Landwehrkanal verlassen wir dann die Grenze zu Ostberlin.