Heimatbahnhof

Vor gefühlten hundert Jahren stand der Bahnhof auf dem Bild in voller Blüte. Pendler die nach Kassel fuhren bevölkerten morgens die Bahnsteige und standen an jedem Ersten Schlange für die neuen Monatskarten. Schüler die aus den umliegenden Dörfern ankamen waren auf dem Weg zur Realschule und Urlauber die erst ihre Koffer bei uns aufgaben, fuhren später mit dem D-Zug in den Urlaub. Und ich mittendrin in der Ausbildung zum Bundesbahnassistenten (NT). 1972 war das und das NT stand für „nicht technisch“. Da hießen Tickets noch Fahrkarten und kamen entweder auf kleinen Pappdeckeln aus der Druckmaschine, oder mussten per Hand geschrieben werden. Die Kilometer zwischen Start- und Zielbahnhof musste man sich dabei aus dicken Wälzern selbst berechnen und statt einer APP gab es das „Kursbuch„.

Am kleinen Fenster an der Seite konnte ich mir aus der Gaststätte eine leckere Gulaschsuppe zum Mittag holen und dabei ein wenig mit der Wirtstochter flirten. Zu jeder Zugabfahrt oder Ankunft musste die Tür zum Bahnsteig aufgeschlossen werden, da man zu den Kassel fahrenden Zügen über das andere Gleis musste. Da musste man höllisch aufpassen.

Warum erzähle ich euch das gerade jetzt, ist doch tiefste Geschichte. Weil es gerade ein nette Geschichte gibt, entstanden aus einem Hackathon bei der Bahn. Das Ergebnis ist die Website www.deutschlands-bahnhoefe.de. Hier sind alle rund 5400 Bahnhöfe in DB Verantwortung gelistet und auf einer Karte genau positioniert. Was fehlt sind … Bahnhofsbilder. Da ist die Crowd aufgerufen, die Bilder zuzusteuern. Da ich gerade in Nordhessen unterwegs war, musste ich natürlich meinen alten Heimatbahnhof „Felsberg-Gensungen“ ablichten und beisteuern. Falls ihr also auch Bahnhofsbilder habt oder machen könnt, hier habt ihr die Chance euch zu verewigen. Der erste Fotograf eines Bahnhofs bleibt der „Eigentümer“.