Berlin-Blues #25

Berlin Hbf, Dreh- und Angelpunkt aller Berlinbesucher, die nicht mit dem Flieger oder dem Auto anreisen. 330.000 Reisende oder Besucher nutzen ihn täglich, bis zu 1300 Züge halten hier pro Tag. Damit belegt er Platz 4 im Ranking der meistfrequentierten Bahnhöfe in Deutschland, hinter Frankfurt, München und Hamburg.

Auch für mich war er von Anfang an Mittelpunkt des Bahnlebens in Berlin. Von hier starteten Dienstreisen in – fast – alle Himmelsrichtungen, regelmäßige Ausflüge an die Küste, Meetings im Bahnhof, Betreuung der Website bahnhof.de und nach meiner aktiven Bahnzeit sogar Einsätze als Reisendenlenker zur Betreuung der Fahrgäste.

Ich konnte miterleben, wie die Bügelbauten nachts auf dem Hauptbahnhof abgelegt wurden und war 2006 bei der Eröffnung dabei. In die Kommunikation zur Inbetriebnahme war unser Team eingebunden, ich konnte aber nicht verhindern, dass der Sturm Kyrill damals einen Eisenträger vom Bahnhof schlug, bei dem – Gottseidank – niemand verletzt wurde. Die Schadenfreude war trotzdem groß.

Es gab auch immer wieder Kunstinstallationen auf dem großen Platz, mal standen da plötzlich eine Menge weiße Kloschüsseln, oder der Vorplatz war voll mit Schreckenswölfen, die zeigen sollten, was passiert, wenn die Formen der Ordnung und des Zusammenhalts zerbrechen und Fremdenfeindlichkeit sich wie ein Virus ausbreitet? Leider immer noch, oder schlimmer – wieder – ein aktuelles Thema.

Der Hauptbahnhof sollte ja ursprünglich bereits früher in Betrieb gehen, aber wie das in der heutigen Zeit so ist, gut Ding will Weile haben. Das galt auch schon Anfang der 2000er. Aber immerhin war er dann rechtzeitig zur Heim-WM fertig und konnte den Weltmeisterzug von 1954 gebührend empfangen. Auch zur Eröffnungsparty war ich natürlich vor Ort, ein großes Spektakel mit tollem Höhenfeuerwerk am Ende.

Vielleicht werde ich als zukünftiger Berlintourist dem Hauptbahnhof weiter treu bleiben. Wenn ich morgens dann mit dem Nightjet aus Basel ankomme und in den Berliner Morgen trete, mich umschaue, ob sich was verändert hat, die berühmte „Berliner Luft“ inhaliere, bin ich dann wieder zu Hause? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Vor der Rückfahrt in das neue „Zuhause“ würde ich auf jeden Fall einen letzten Cocktail in einer der verbliebenen „Beachbars“ direkt gegenüber des Bahnhofs trinken und meinen Gedanken nachhängen, wie alles mit allem irgendwie zusammenhängt.

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