Wenn man im Spätherbst unterwegs ist, und nicht früh genug loskommt, ist das Zeitfenster zum Fotografieren im Hellen recht kurz. Es braucht ja auch immer etwas Zeit ein Motiv zu finden und die richtige Perspektive. Vielleicht macht es auch manchmal Sinn noch etwas zu warten, da dem Bild ein Gleichgewicht fehlt, oder es von leblos in interessant verwandelt werden könnte. So geschehen mit dem heutigen Titelbild meines 9. Abschnittes der Grenz(er)fahrung rund um Kreuzberg. Mein Fahrrad ist natürlich weiterhin Bestandteil der Bilder, aber nur noch als Randnotiz.

Am Südstern knickt die Kreuzberger Grenze nach links auf eine kleine, mit Kopfstein gepflasterte Straße. Sie ist benannt nach einem berühmten deutschen Flugpionier: Otto Lilienthal. Da auf der Kreuzberger Seite nichts interessantes zu entdecken ist, zieht den ersten Blick eine mächtige Kirche auf der Neuköllner Seite auf sich, die St. Johannes-Basilika. Ihr war nur mit einem Fisheye beizukommen, und trotzdem lag die Kamera dabei auf der Straße. Gut, ich hätte auch eine Hochkantaufnahme machen können, aber das kann meine Kamera leider nicht 😉 Die Basilika ist Garnisonskirche und das größte katholische Kirchengebäude Berlins.

Das Sträßchen zieht sich rechter Hand weiter entlang des Luisenstädter Kirchhofs, der auf seinem Gelände eine Menge Engel zu bieten hat, aber auf der linken Seite und kurz hinter der Basilika öffnet sich mit dem Eingang Nr. 7 der Standortfriedhof. Hier ruhen 4935 Opfer des Zweiten Weltkrieges in Einzelgräbern und ungezählte Kriegstote in Sammelgräbern.

Hier wechselt auch die Lilienthalstraße ihren Namen und wird zur Züllichauer Straße. Nicht für sehr lange, denn ein paar hundert Meter weiter, vorbei an parkenden Lieferwagen und ausrangierten Autos, stößt die Gölßener Straße auf die Züllichauer und übernimmt den Namen. Von der Kreuzung der beiden Straßen hat man einen schönen Blick auf den Radarturm des alten Tempelhofer Flughafens. Das letzte Stück der Gölßener mündet nach ca. hundert Meter auf dem Tempelhofer Damm.
Damit haben wir auch die Grenze zu Neukölln verlassen, der wir seit dem Maybachufer folgen, und befinden uns nun vis-a-vis von Tempelhof. Für die 10. und damit nächste Etappe reichen meine Bilder noch, dann hoffe ich auf auf wärmere Tage und neue Fotos entlang der Kreuzberger Grenze.