Letzte Waldrapprunde

Am letzten Wochenende wurden die Jungtiere der Überlinger Waldrappkolonie vom Waldrappteam beringt und mit Sendern versehen. Dazu muss man sie natürlich einfangen können, was in ihrer Spalte hoch oben im Katharinenfelsen nicht möglich ist.

Aber die Vögel sind bereits vor einer ganzen Weile dort ausgezogen und bereiten sich auf den Wiesen bei Leustetten auf ihre Reise in das italieneische Winterquartier vor. Dazu brauchen sie Futter, was sich dort in ausreichender Anzahl finden lässt.

Da ich leider während der Beringung nicht fotografieren konnte, der Termin war zu kurzfristig, habe ich am Montag meine Kamera geschnappt und bin mit dem Rad die 12 Kilometer bis zum aktuellen Quartier gefahren. Zuerst waren allerdings gar keine Waldrapp zu sehen. Mist. Dafür bin ich nicht in der Hitze hierher gestrampelt. Aber nach ein wenig Warten und etwas Geduld flogen die Waldrapp im Formationsflug ein.

Und es kam noch besser. Statt sich wieder auf der Wiese niederzulassen, da hatte ich sie im letzten Jahr ausführlich fotografieren können, beschlossen die Vögel sich auf dem Dachfirst einer nahe gelegenen Gerätehütte niederzulassen. Jackpot. Mit dem Schloss Heiligenberg im Hintergrund ein perfektes Motiv.

Nun konnte ich mir in aller Ruhe die Waldrapp einzeln vornehmen. Die Fotos sind knackscharf und ich kann anhand der Nummern auch die Namen zuordnen. Alle sind da: Bernardo, Calzino, Ciop, Dr Saurier, Kazoo, Marcello, Mowgli, Oberlix, Paride, Urmel, Vincino und Zoppo. Alle in der APP „Animaltracker“ zu lokalisieren. Mit den 8 Jungvögeln die bisher nur Nummern sind und noch keine Namen haben, umfasst die Überlinger Kolonie jetzt 20 Vögel.

Immer wieder drehen die Vögel kleine Runden, um zu schauen, wann die Bauern die nächste Wiese gemäht haben, um sich anschließend mit den Störchen das Futter aus der Erde zu holen. Das Ziel ist jetzt genug zu fressen, um in ein paar Wochen mit den Artgenossen über die Alpen ins Winterquartier nach Italien zu fliegen. Kein leichtes Unterfangen.

Im letzten Jahr haben nicht alle Vögel das Ziel erreicht. Gerade für den jungen, unerfahrenen Nachwuchs ist es nicht so einfach. Es lauern viele Gefahren auf dem Weg. Auch ist im italienischen Norden das Wildern von Vögeln immer noch ein Volkssport, dem auch letztes Jahr eines der jungen Waldrapp zum Opfer viel. Dank der Sender konnte der Wilderer zwar auf frischer Tat ertappt werden, leider zu spät für den Waldrapp.

Ich drücke die Daumen, dass ich sie im nächsten Jahr alle wieder in ihrer Felsspalte begrüßen und natürlich auch fotografieren kann. Alle Fotos entstanden mit meiner Olympus OM-D E-M1 III und dem mZuiko 75-300.

4 Antworten auf “Letzte Waldrapprunde”

  1. Optisch sind es ja wirklich skurrile Vögel, da erahnt man gut den Saurier-Ahn. Umso bewundernswerter, dass die Wiederansiedlung gute Fortschritte macht. Danke für dies einzigartige Fotoreportage! Und das bei DER Hitze…!🌞🫡

    1. Das ist auch stark den beiden Waldrappteams der Sielmannstiftung zu verdanken, die sich um die Wiederansiedlung bemüht haben, die inzwischen von Erfolg gekrönt ist. Hab ja noch Zeit dem Ganzen die kommenden Jahre zu folgen 😉

    1. Japp, das ist das Bayernteam. Die Idee dahinter ist die „Umerziehung“ der Flugroute. Die Überlinger Vögel und früher auch die Anderen ziehen eigentlich nach Italien. Die Alpenüberquerung ist aber deutlich schwieriger geworden. Viele schaffen das nicht mehr und bleiben in der Schweiz hängen, oder sterben dabei. Norditalien ist leider auch berüchtigt für Vogelwilderei. Daher die Idee die Migrationsroute neu zu programmieren und in großem Bogen nach Südspanien zu fliegen, wo es auch bereits Waldrappkolonien gibt. Wenn die Vögel das dann gelernt haben, geben sie das an die Jungen weiter. So der Plan 😉

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