Vor fünf Tagen sind wir auf unserem Platz in Peñíscola angekommen. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Waren die Tage während der Anfahrt noch strukturiert und identifizierbar, beginnen sie jetzt so langsam zu verschwimmen. Ohne Uhr wüsste ich momentan weder Datum noch Wochentag korrekt zu benennen. Es spielt im Grunde auch keine Rolle, außer man muss einkaufen.
Das ist in dieser Woche aber eh schwierig, da die Spanier gerade einen Feiertagslauf haben. Am Montag war Verfassungstag, heute ist Mariä Empfängnis. Als Feiertag! Dadurch sind auch grad viele Spanier unterwegs, sie nutzen die wenigen Tage die sie Urlaub nehmen müssen, um eine ganze Woche plus die zwei Wochenenden an die spanischen Küsten zu fahren. Auch auf unserem Platz ist das zu merken.

Windige Nummer
Das Wetter ist hier eine kleine Wundertüte. In der Regel ist der Himmel blau und die Sonne scheint von 9 bis 17 Uhr vom Himmel. Hat man ein windstilles Fleckchen gefunden, ist es teilweise kaum auszuhalten. Damit sind wir aber auch gleich beim Thema: Dem Wind. Hat er uns schon unterwegs begleitet und das Wohnmobil kräftig durchgerüttelt, so schwingt er sich hier noch mal zu höheren Zielen auf.
Am Samstag, dem Tag unserer Ankunft haben wir frohgemut unser Vorzelt aufgebaut, nur um es am Sonntag wieder abzubauen. Mit Windböen bis zu 100 km/h fegte der Wind vom Landesinneren aufs Meer und rüttelte dermaßen am Zelt, dass uns die Sache nicht mehr geheuer war. Also erstmal Abbau und Rückzug ins Wohnmobil. Dem ist der Wind egal. Es ist wohl eine im Winter in Sapnien nicht untypische Begleiterscheinung. Wussten wir aber nichts von. Aber wir lernen ja noch dazu. Morgen starten wir einen neuen Versuch.

Einheizen
Was wir auch gelernt haben, Gasflaschen spanischer Bauart mal eben so einfach in einem Baumarkt kaufen, wie das bei uns zu Hause möglich ist, geht in Spanien nicht. Man braucht dazu erstmal einen Kontrakt. Erst dieser Kontrakt erlaubt einem Gasflaschen zu erwerben und zu tauschen. Im Web gibt es sehr unterschiedliche Aussagen dazu, aber wir haben letztlich das Problem mit einem kleinen, örtlichen Caravan Laden lösen können. Die haben das mit dem Kontrakt für uns geklärt und am Ende sogar die benötigte Gasflasche direkt zu unserem Platz gebracht. Jetzt sind wir gastechnisch in Spanien und Portugal autonom.
CarpeDiem
Und was machen wir nun so eigentlich den lieben langen Tag? In Facebook in der Überwinterergruppe hat auch grad jemand so eine Frage gestellt. Was man denn nun machen würde. In Spanien. Beim Überwintern. Das wäre doch sicher total langweilig. Na klar, aber es bedarf der Definition des Wortes „langweilig“. Der Tag beginnt hier nicht vor 9 Uhr, dann, wenn die Sonne aufgegangen ist, wird es richtig hell. Es folgt gemütlich zu frühstücken, E-Books lesen (Amazon, Onleihe), Smartphone checken (wird weniger), Strandspaziergänge (gute Luft inhalieren) und gegen Mittag vielleicht ne Runde Tapas in einer Bar zu sich nehmen. Danach zurück zum Wohnmobil und die Siesta einläuten. Scheint die Sonne und geht kein Wind werden das auf den Campingstühlen schon mal schnell gefühlte 25 Grad. Um drei gibts Kaffee, irgendwann noch eine kleine Runde durch den Ort, dann Abendbrot, Kniffelrunde und dann fährt die Satelittenschüssel raus, Zeit fürs Abendprogramm.
Im Grunde nicht anders wie zu Hause, nur mit mehr Licht, besserem Wetter, angenehmen Temperaturen (in Berlin hat es aktuell trübe 2 Grad) und einem schönen Gefühl es ganz gut getroffen zu haben. Das Spazierengehen wird zwischendurch vom Radfahren abgelöst, wir wollen ja unsere Gegend auch ein wenig erkunden. Ich will es auch nicht verschweigen, die frische Luft und das fast permanente draußen sein macht müde. Wir schaffen meist mit Ach und Krach den normalen 20.15 Krimi (oder was immer da so läuft) und liegen – nach fantastischen Sonnenuntergängen – spätestens um halb elf in der Koje.

Planlos
Aber genau das ist der Plan. Der Plan keinen genauen Plan mehr zu haben, sondern das Leben zu genießen, oder wie das hier in Spanien heißt „Disfruta tu vida“. Meine Enkeltochter würde sagen „Endlich mal chillen“. Keine Termine mehr haben, nichts was fertig werden muss. Ein paradiesischer Zustand, an den ich mich natürlich erstmal gewöhnen muss. Die innere Unruhe ist noch leicht spürbar, sie ruft: „mach was“, „los jetzt“, „nicht rumgammeln“, aber es wird besser. Ich muss jetzt gar nichts mehr, nur noch entspannen. Und das klappt mit jedem Tag besser.

Klasse Einblick, Harald, und gleich die richtigen Fragen beantwortet 🙂 Weiß man bescheid. Großartig, ihr macht das richtig, wie ich finde. Und für die arbeitende Bevölkerung eine schöne Aussicht – im doppelten Sinne, mi tGrüßen aus dem trüben Brandenburg
Wir werden Euch von hier aus verfolgen…
In 5 Jahren kommen wir nach …
😂
Lasst es Euch gut gehen!