Gestern Mittag, nach der Fahrt von Berlin nach Frankfurt, hat meine Kamera beschlossen einfach alleine mit dem ICE 279 weiter nach Mannheim zu fahren. Ohne mich! Warum? Weil ich ein Schussel bin.
Nach viereinhalb Stunden Fahrt von Berlin nach Frankfurt, schnapp ich mir meinen Koffer und meine Frau und freue mich auf die Enkelkinder. Mein Sohn holt uns mit dem Auto ab und bald sind wir auf dem Weg nach Okriftel. Meine Kamera dürfte inzwischen wieder den Main überquert haben, allerdings ahne ich davon noch nix.
Nach der stürmischen Begrüßung und dem Abstellen meines Koffers, bekomme ich auf einmal ein sehr, sehr merkwürdiges Gefühl. Ich hätte zwei Dinge abstellen müssen, nicht nur eins. Panik macht sich breit. Hektisches umschauen und kurzes Nachdenken bringen ein klares Ergebnis: Die Tasche mit Kamera und Objektiven – Wert ca. 2000€ – steht immer noch links neben dem Sitz im Abteil des ICE und dürfte in Kürze in Mannheim einlaufen. F*ck! F*ck! F*ck!
Jetzt starten wir eine einmalige Rettungsaktion, die nur deshalb funktioniert, weil es eine Eisenbahnerfamilie gibt. Mein Sohn, Tf bei der der S-Bahn Rhein-Main, schnappt sich sein Diensthandy, startet RIS Tf und hat im Nu die Handy-Nummer des Zugchefs ermittelt. Erster Anruf klappt sofort, die beiden verstehen sich, der Zugchef macht sich sofort auf den Weg. Keine 5 Minuten später der erlösende Anruf, Tasche gefunden, alles da. Die Tasche inklusive Handynummer meines Sohnes wird wie verabredet der Aufsicht in Mannheim übergeben, die ebenfalls kurze Zeit später anruft und das weitere Vorgehen mit uns abstimmt.
Nächster Schritt, Übergabe meiner Tasche durch die Mannheimer Aufsicht an den Zugchef des ICE 579 nach Hamburg über Frankfurt-Flughafen, dem für uns nächstgelegenen Bahnhof. Letzter Anruf aus Mannheim, Übergabe hat geklappt. Pünktlich zur Einfahrt des Zuges stehe ich aufgeregt in Höhe Wagen 9, wo mir der Zugchef nach Halt des Zuges meine Tasche aushändigt. Die Odyssee ist beendet. Nach 90 Minuten Irrfahrt ist mein Fotoequipment wieder in meinem Besitz. Perfektes Zusammenspiel aller Beteiligten. Eisenbahner mit Herz, allesamt.
Vielen, vielen Dank an meinen Sohn für die gute Idee und schnelle Reaktion, an den Zugchef des ICE 279 für das sofortige Nachschauen und Sicherstellen der Tasche, die unbürokratische Hilfe der Aufsicht in Mannheim und das Entgegenkommen des Zugchefs des ICE 579, mir einfach die Tasche nach Frankfurt zurückzubringen. Ich glaube das war der maximal kürzeste Dienstweg der vorstellbar ist. Daher nochmal aus tiefstem Herzen: Danke an Alle.
Das ist mir auch mal passiert und ähnlich wie bei dir ist es superschnell gelöst worden. Seitdem ist mir die Bahn noch symphatischer 😉