
Das erforschen von stillgelegten Fabriken, Krankenhäusern, Kasernen oder ähnlichem erfreut sich ja großer Beliebtheit. Die Bilder zeigen dann das morbide Ambiente unbewohnter Gebäude. Abblätternde Farbe an den Wänden, verblasste Wandgemälde, Artefakte der früheren Bestimmung wie Schreibtische oder OP-Tische. Das wollte ich nun auch endlich mal machen, aber lieber etwas oberirdisches. Ich hatte keine Lust irgendwo rumzukrabbeln, über halbkaputte Treppen zu balancieren, immer auf der Hut vor irgendwelchen Wachdiensten. Viel zu viel Schiss.
Also habe ich ein wenig rumgesucht und eine alte S-Bahn-Strecke gefunden: Die Siemens-Bahn. Ein kleiner S-Bahn-Zweig der Ende der 20iger Jahre gebaut wurde, um die Siemenswerke für die Arbeiter erreichbar zu machen. Stillgelegt nach dem Reichsbahnerstreik 1980. Seit dem holt sich die Natur die Strecke langsam wieder zurück. Was die Natur in 34 Jahren geleistet hat, konnte ich dann selbst sehen. Ich hatte mir das bei Google-Maps schön ausgedacht, die Streckenführung war auch schön zu erkennen, aber live ist dann doch alles etwas anders.
Nach dem ich einen Weg gefunden hatte den Bahndamm zu erklimmen, der größte Teil der Strecke läuft über Viadukte oder eben auf einem Bahndamm, hätte ich dringend eine Machete gebraucht. Oder besser, eine Motorsäge. 10-20 Meter konnte ich in beide Richtungen „laufen“, dabei musste ich mich schon über und unter den Bäumen, die kreuz und quer die Strecke blockieren, hindurchmanövrieren. Weiter entlang der Strecke Richtung Bahnhof Siemensdamm zu gehen war unmöglich. Höchstens kriechend, dafür war ich aber leider nicht korrekt gekleidet. Also wieder runter, entlang der Strecke und einen anderen Weg suchen.
Ein paar Brücken weiter Richtung Bahnhof „Wernerwerk“ bot sich eine neue Möglichkeit die Gleise zu erreichen, diesmal ganz ohne Zaunkletterei. Weitere, mit Kameras behängte „Explorer“ kreuzten meinen Weg. Nun konnte ich der Strecke einigermaßen folgen, bis kurz vor dem Bahnhof. Hier war Schluss. Eine kompakte, eiserne Absperrung verhinderte das weiterkommen. Dahinter nur noch herausgerissene Gleise und Schwellen. Der Viadukt, gespickt mit durchgerosteten Stolperfallen, für mich zu gefährlich. Wie sich später herausstellte, hätte es danach auch keinen Weg mehr hinunter gegeben.
So folgte ich der Strecke weiter auf den danebenliegenden Straßen und Wegen, bis zum Zaun des Werksgeländes. Ich hatte ja gehofft noch bis zur Brücke an die Spree zu kommen, dort wo früher der Anschluss an die Ringbahn erfolgte, aber der Teil der Bahn liegt komplett auf Privatgelände und ist für die Öffentlichkeit nicht erreichbar. Schade. Spannend war es auf jeden Fall und ein paar schöne Bilder sind auch dabei herausgekommen.
tolle Bilder!
Hallo, ich finde diese Bahnstrecke auch sehr spannend und würde auch gerne mal dort einen Spaziergang machen. Kann ich Dich irgendwie per Mail erreichen für Tipps wo man hochkommt?
Danke!!
Booaahh, ich habe wirklich keine Ahnung mehr. Ich bin erst kurz vor dem Bahnhof Siemensstadt über einen Zaun die Böschung hoch (bescheuerte Aktion) um oben festzustellen, dass es nicht weitergeht. Bin dann dem Damm gefolgt und hab gesehen, wie jemand von der Straße aus die Böschung zur Station Siemensstadt hochgeklettert ist. Den Zaum dort kann man leicht umgehen.
Ich bin dann noch etwas weiter gelaufen, immer wieder mal durch Stichstraßen zum Damm bis ich einen kleinen Weg gefunden habe, zwischen Häusern und dem Damm, wo faktisch gar kein Zaun mehr existiert. Dort kann man sehr leicht hoch zu den Schienen klettern und weiterlaufen Richtung Bahnhof Wernerwerk. Weit vor diesem Bahnhof ist allerdings eine Absperrung, die man zwar umgehen kann, allerdings wird es dahinter doch sehr löchrig. Nichts für mich 😉