Ich fühl‘ mich gut, ich steh‘ auf Berlin! (Ideal) – Foto: s|b
Heute gibt es die Auflösung vom Mittwoch auf die Frage: „Wo bin ich“. Antwort: „Mittendrin“. Es gibt ja viele „Mitten“, vor allen Dingen in Berlin. Es gibt die echte Mitte, also den Bezirk „Mitte„, der allerdings mit Tiergarten und Wedding zwangsfusioniert wurde und damit seine Alleinstellung etwas einbüßte. Dort findet sich auch der politische Mittelpunkt Deutschlands und Berlins, das Regierungsviertel. Hier arbeiten viele Menschen, die für sich reklamieren die politische Mitte zu sein. Eigentlich will das ja jeder sein, bis auf ein paar Linke vielleicht. Und davon ab, Mitte ist ja auch immer irgendwie relativ.
Eine andere Mitte stellt die Fahne auf dem Roten Rathaus dar. Dieser Punkt definiert die Entfernungen in das Zentrum von Berlin. Wer also Google Maps fragt, wie weit es von Wanne-Eickel oder Herbrechtingen nach Berlin ist, landet immer am Fahnenmast des Roten Rathauses, sofern man keine bestimmte Adresse eingibt. Die Postmeilensäule nahe dem Spittelmarkt wurde übrigens noch 1730 zur Berechnung der Entfernungen benutzt – ist also der historische Messpunkt der Stadt. Ist also das Rote Rathaus jetzt die echte Mitte von Berlin? Wie werden „Mitten“ überhaupt ermittelt?
Postmeilensäule nahe dem Spittelmarkt – Foto: SvenTh (Fotos-Berlin24)
Man kann die jeweils weitest entfernten Punkte aller Himmelsrichtungen nehmen, von jedem Punkt einen Faden zum gegenüberliegenden spannen und bekommt so ein geografisches Zentrum. Oder man schneidet Berlin auf Pappe aus und sucht mittels eines Nagels den Punkt, bei dem die Pappe das Gleichgewicht behält. Diesen Mittelpunkt nennt man auch den Flächenschwerpunkt. Und wo ist er nun, der eine, echte Mittelpunkt von Berlin? Ist er denn in Mitte, wie der Name vermuten lässt?
Eindeutige Ortsbestimmung – Foto: h|b
Nein, der Flächenschwerpunkt von Berlin befindet sich in Kreuzberg, wo sich eh alle für den Nabel der Welt halten, obwohl sie ja lange Zeit ein absolutes Randdasein fristeten. Er wurde in den neunziger Jahren mehrfach berechnet und dann final festgelegt. Wer also Lust hat in Berlin mal wirklich im Mittelpunkt zu stehen, der geht geschwind in die Alexandrinenstraße 12–14, an der Ecke der verlängerten Wassertorstraße (52°30’5″N / 13°24’9″E). Dort befindet sich eine 1997 aufgestellte Granitplatte, mit den eingravierten Koordinaten. Probiert das ruhig mal aus, vielleicht kann man dort sogar seine innere Mitte finden. Soll ja gut sein für das seelische Gleichgewicht. Mir wurde eher etwas schwindelig, bei so vielen möglichen Mitten. Mitten in Berlin.