
Oh.Mein.Gott! Ich habe IHN gesehen. Nur wenige Schritte entfernt von mir, mitten im Irrsinnstrubel der Fans- und Pressemeute war ich ihm so nahe wie noch nie zuvor. Na gut, bisher beschränkte sich unsere Nähe eher auf die drei Meter zwischen Couch und Fernseher. David Hasselhoff, das Idol der 80er Jahre, mit seinem Computerauto K.I.T.T. unterwegs auf Verbrecherjagd und später an der Seite von Pamela Anderson als muskelbepackter Rettungsschwimmer immer in vorderster Front, wenn es darum ging untergehende Nixen in knappen Bikinis vor dem Ertrinken zu retten. Wahnsinn. I don’t believe it.
Eine leichte Panik konnte ich gerade noch verhindern, als ich inmitten der Meute neben dem Yaam auf einmal im Hexenkessel feststeckte. Die Massen drückten in Richtung ihres Idols und das bewegte sich auf die Yaam-Mauer zu. Da ging es nicht weiter. Ich immer die Kamera über den Kopf und versucht die ungefähre Richtung zu erahnen, in der er sich gerade aufhalten könnte. Ich will ja auch die Arbeit der Pressekollegen nicht behindern, aber ein entkommen war an dieser Stelle jetzt unmöglich. Als die Polizei dann endlich zum ordnen kam, konnte ich mich durch die Reihen nach draussen kämpfen. Puuhhh, geschafft.

Auf jeden Fall waren die Massen heute eindeutig wegen David gekommen, der eigentliche Anlass, die Rettung der Eastside-Gallery, stand sicherlich nicht im Fokus. Als eine Frau vom Aktionsbündnis ein paar Worte aus dem Demo-Bus zu ihrem persönlichen Mauerschicksal sagen wollte, gab sie nach ein paar Worten resigniert auf. Mit ihrer Feststellung, dass das wohl heute niemanden so recht interessieren würde, lag sie nicht so ganz verkehrt. Die Fans nahmen das mal so zur Kenntnis, zugehört hatte eh keiner.

Immer wieder intonierte David Hasselhoff seinen alten Hit „Looking for Freedom“ und die Leute sangen begeistert mit. Es war also heute nachmittag definitiv eher ein großes Happening, als eine Demonstration wie vor ein paar Wochen. Aber so ist das halt, wenn die Stars der Sache helfen wollen, plötzlich aber im Mittelpunkt stehen und das eigentliche Anliegen in den Hintergrund rückt. Den Leuten um mich herum hat es jedenfalls riesigen Spaß gemacht und die meisten nahmen es eher ironisch und als einen willkommenen Anlass um Party zu machen.