Schwesterkuss

Zwei Mädchen küssen sich vor Bild der East-Side Gallery

Die East Side Gallery in Berlin Friedrichshain ist und bleibt der Hotspot Nummer 1 für Touristen aus aller Welt. Die „Pseudomauer“ mit den vielen bunten Bildern steht sicherlich in jedem Reiseführer und wer ohne ein Foto auf seinem Handy davon nach Hause kommt, kann nicht in Berlin gewesen sein. Ach ja, man selbst sollte natürlich auch auf dem Foto sein, sonst gilt das nicht.

So machen die Handys die Runde bis wirklich alle aus der Reisegruppe verewigt sind. Ein lustiges Treiben, was sich allerdings auf zwei der bekanntesten Fotos reduziert. Hier sind die Menschentrauben definitiv am größten, die Wartezeit für das eigene Foto am längsten. Aber alle sind fröhlich und geduldig, geht es doch beim ersten Bild um einen spannenden Moment: Einen Kuss.

Für alle, denen der Sozialismus nicht so ganz geheuer ist, ist der Bruderkuss schon etwas befremdlich. Zwei Männer pressen voller Inbrunst ihre Lippen aufeinander, sind aber definitiv nicht schwul. Diese Küsse sollten Ausdruck von Freude, Brüderlichkeit und Gleichheit sein. Irgendwie strange. Umso schöner, wie das Bild durch die Besucher konterkariert wird und so gar nichts mehr von einem Ritual an sich hat. Küsst euch ruhig weiter liebe Touristen, aber hört gefälligst auf euch dort auch noch mit Stiften zu verewigen, das ist Kunst ihr Banausen.

Jenseits der Mauer

Fotografin unter Beobachtung

Was oder wer sich jenseits einer Mauer befindet, liegt ja immer im Auge des jeweiligen Betrachters. Dafür hat ja eine Mauer auch zwei Seiten. Bei der Mauer, um die es bei der Ausstellung „Beyond the wall“ des Künstlers Stefan Roloff an der Rückseite der East Side Gallery geht, handelt es sich um die Berliner Mauer. War die eine Seite der Mauer (West) meist bunt und im Laufe ihres Bestehens eher Folklore, konnte man auf der anderen Seite (Ost) schon mal erschossen werden, wenn man sich ihr unerlaubt näherte. Heute vor 56 Jahren wurde sie geschlossen, damit niemand mehr aus dem Sozialismus abhauen konnte. Das hatten bis zu diesem Zeitpunkt im August 1961, aus Sicht der DDR Führung, nämlich bereits viel zu viele Menschen getan. Das war natürlich Verrat an der Sache und als „versuchter Republikflüchtling“ wurde man auch im Laufe der nächsten Jahrzehnte gern mal länger weggesperrt.

Fotograf – Foto: h|b

Neben Videostills der damaligen Grenzanlagen finden sich Interviews von Betroffenen und deren Silhouetten auf der Rückseite der Mauer. Die großformatige Arbeit erstreckt sich auf 229 Metern entlang der Spree und kann noch bis zum Tag des Mauerfalls am 9. November besucht werden. Die Interviews sind in deutsch, englisch und spanisch, so dass auch die meisten Touristen den Hintergrund der Ausstellung verstehen können.

Ausstellung zur Berliner Mauer
Ausstellung zur Berliner Mauer – Foto: h|b

Narrenhände

Kunstwerk der East Side Gallery

Das diese kleinen Schildchen, die – in regelmäßigen Abständen entlang der Eastside Gallery – darauf hinweisen, dass es sich hier um ein Kunstwerk handelt, José aus Spanien, Hiroko aus Japan, oder Pamela aus US of A, davon abhalten würden, ihre sinnfreien Botschaften mit Stiften auf die Kunstwerke zu kritzeln, war nicht wirklich zu erwarten. Aber das selbst Sprayer inzwischen keine Rücksicht mehr auf die Kunst Anderer nehmen, zeugt schon sehr von bodenloser Ignoranz und purem Egoismus. Weiterlesen „Narrenhände“

3Meterkonstellation

Spiegelfolien an 562 Birken - Foto: h|b Olympus -OM-D E-M5 / 40-150mm / 1/100 / f10 / ISO 400
Spiegelfolien an 562 Birken – Foto: h|b
Olympus -OM-D E-M5 / 40-150mm / 1/100 / f10 / ISO 400

Wenn ich morgens vor der Arbeit noch eine kleine Schleife durch den Park am Nordbahnhof drehe, funkeln mich die Birken im kleinen Wäldchen rechts des Weges in der aufgehenden Morgensonne an. Es glitzert wie Lametta an den doch gerade erst entsorgten Weihnachtsbäumen. Was ist das? Weiterlesen „3Meterkonstellation“

#Lichtgrenze

Lichtgrenze #11

Wir starten das neue Jahr mit einem kleinen Rückblick auf DAS Ereignis in 2014, zumindest aus Berliner Sicht: Der Lichtgrenze. Ist ja auch gleichzeitig noch das Wort des Jahres geworden. Ein guter Zeitpunkt also, sich noch einmal daran zu erinnern. Ich habe 36 Bilder – eine Menge die einem Diakasten entspricht, wenn noch jemand weiß was das ist 😉 – zusammengestellt und in der Reihenfolge des Erwanderns in einem Flickr-Album veröffentlicht. Wer also diesem filigranen Meisterwerk noch einmal nachspüren möchte, ist herzlich eingeladen das zu tun. Ich wünsche viel Spaß dabei.