Bauernprotest

Wäre ich noch in Berlin, hätte ich vermutlich inzwischen hunderte Bilder von Treckern, Bauern (Bäuerinnen scheinen eher unterrepräsentiert), Transparenten, Parolen, Galgen, Ampeln und vieles mehr auf meiner SD Karte. Hier in Überlingen ist das Ganze überschaubar. Zwar fuhren bereits zweimal in den Abendstunden (vorher wird hier gschafft) hupende und quäkende Treckerdemos durchs Viertel, aber die Trecker kommen eher aus dem Wein- und Obstanbau und sind entsprechend klein. Immerhin konnte ich ein Bild zum Thema ergattern, als wir letzt im Edeka einkaufen waren.

Ein Handvoll Agrarier hatte sich mit ihren Treckern dort positioniert, um in den Dialog zu treten. Miteinander statt Gegeneinander stand auf dem Schild. Fand ich gut. Auch, dass sie endlich mal dort standen, wo ihr Problem eigentlich liegt. Bei den Märkten und damit Großhändlern, die ihnen die Preise diktieren und so wenig zahlen, dass es ohne Subventionen gar nicht geht. Die Bauern wären schlicht nicht überlebensfähig.

Nicht der Agrardiesel ist das Problem, nicht die Ampel, sondern einfach die Wertschätzung dessen, was auch wir bereit sind, für sauberes und gesundes Essen zu zahlen. Wenn wir immer nur billig, billig haben wollen, egal ob Fleisch, Gemüse oder Milch, werden die Erzeuger nicht angemessen dafür bezahlt. Würde es teurer, würden die Verbraucher, sprich wir, wahrscheinlich billige Produkte aus Europa und Übersee kaufen. Aber das ist nicht gut. Für niemanden. Besser lokale Produkte kaufen, oder gleich vom Hof. Wir arbeiten daran und hoffen, dass die Bauern in Zukunft für ihre Arbeit entsprechend entlohnt werden. Auch ohne Subventionen.

2 Antworten auf “Bauernprotest”

  1. Du hast so recht. Wenn wir bei den Discountern auch die „seriösen“ Preise zahlen würden, hätten die Landwirte noch lange nichts davon. Das Geld käme wieder den Discountern zu Gute. Das ist Marktwirtschaft. Leider.

  2. Der Agrardiesel ist nicht das Problem. Das sehe ich genauso.
    Den Discountern aber nun den schwarzen Peter zuzuschieben, halte ich für etwas zu kurz gedacht.

    Die Landwirtschaftssubventionen haben schon eine sehr lange Geschichte. Schon vor mehr als 50 Jahren haben Politiker versucht mit Wahlgeschenken in Form von Subventionen nicht nur Stimmungen sondern auch Wahlen zu beeinflussen.
    Die Rechnung ging auf, denn damals waren zur Bewirtschaftung eines Hektars noch weit mehr Hände notwendig als heute und die Zahl der Wähler, deren Einkommen direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig waren war weitaus größer als heute.. Diese Hände sind durch die Mechanisierung in andere Branchen abgewandert, die Subventionen sind aber geblieben und haben immer mehr die Preis- und Kostenstruktur verzerrt.
    Veränderungen in der Marktstruktur wie z.B. die Marktmacht von Einkaufsgenossenschaften, die Entstehung von Agrar-Konzernen, die Entwicklung bei der Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten von kriminellen Strukturen wie z.b in der Fleischwirtschaft, die Entstehung von Quasimonopolen in der Milchwirtschaft… Haben die Bauern in Abhängigkeiten gezwungen, die sie heute aus dem Subventions-wahnsinn nicht mehr herauskommen lässt. Auch die Discounter haben mit ihrer Marktmacht einen gewissen Anteil an dieser Situation. Aber eben nicht nur.
    Für mich sitzen die bösen Buben in den Parlamenten und in den Regierungen europaweit und letztlich auch in der EU-Administration bis hin zur EU-Kommission die den Subventionswahnsinn auf die Spitze getrieben haben.

Hinterlasse eine Antwort zu Bernd Schroer Antwort abbrechen