Was mich alles so verbindet mit Berlin, ergibt sich so langsam im Rahmen des kleinen „Berlin-Blues“ Projektes. Den allerersten Flug meines Lebens hatte ich Mitte der 90er tatsächlich nach Berlin. Mit einer Abgeordnetengruppe durften wir – von Frankfurt aus – drei Tage Berlin besuchen. Wir landeten meines Wissens in Tegel, auch wenn zu der Zeit Tempelhof noch geöffnet war.



Das endete erst im Oktober 2008, als eine JU 52 – der alte Rosinenbomber – und eine DC 3 mit ihren Starts den Schlusspunkt einer bewegten Vergangenheit setzten. Als rasender Reporter „Harry Hirsch“ war ich natürlich dabei und stand wie hundert andere Planespotter und Nostalgiker mit der Kamera am Zaun. Seitdem war ich oft auf dem Tempelhofer Feld, was per Volksentscheid im Jahr 2014 dazu verurteilt wurde, immer zu sein und niemals zu werden.


Aber Berlin hatte ja noch einen innerstädtischen Flughafen. Den Flughafen der kurzen Wege in Tegel. Dessen Schicksal war allerdings auch besiegelt, wurde doch seit 2006 vor den Toren Berlins ein neuer Flughafen gebaut, der – laut immer wieder verschobener Planung – 2012 endgültig in Betrieb gehen sollte.
Der sogenannte „Doppelbeschluss“ sah in diesem Fall vor, dass mit der Eröffnung des BER, Tegel seine „Lizenz zum Fliegen“ verlieren sollte. Ich war dann auch rechtzeitig vor Ort, um die letzten Bilder eines aktiven Tegeler Flughafens mit der Kamera zu dokumentieren. Aber der Umzug wurde dann in letzter Minute abgesagt. Peinlich! Blamage! Der Tagesspiegel führte zu dieser Zeit einen Counter ein, der die Tage ab der Nichteröffnung zählte.

Als der Counter auf auf 3073 Tagen (sic!) angewachsen war, geschah dann wirklich noch das Unglaubliche, der neue Flughafen „Willy Brandt“ mit dem Flughafenkürzel „BER“ wurde am 31. Oktober 2020 eröffnet. Wieder ein Grund für mich zwei Stippvisiten zu machen. Einmal nach Tegel, um das wirkliche Ende dieses Flughafens mitzuerleben und zu fotografieren und etwas später einen Blick in den neuen BER zu werfen, der allerdings mitten in der Coronazeit eröffnet wurde und es dadurch so gut wie nichts zu sehen gab, außer andere interessierte Zaungäste.
In Tegel stand ich dann wieder zwischen tausenden Schaulustigen und fotografierte den Airbus der AIR FRANCE, der als letztes Flugzeug hier starten würde. Mit dessen Abheben erlosch die Betriebserlaubnis des Flughafens Tegel. Am 5. November 1948 landete im Rahmen der Luftbrücke mit einer Douglas C-54 das erste Flugzeug auf dem Flughafen. Nach 72 Jahren war nun Schluss.

Natürlich hatte Berlin im weitesten Sinne noch einen Flughafen, den in Schönefeld. Aber erstens ist das ja schon Brandenburg und zweitens hatten die „Westberliner“ da eigentlich keinen Bock drauf. Für sie war Tegel – trotz der grottigen Anbindung durch den öffentlichen Nahverkehr – das Maß der Dinge und nur wenn es gar nicht anders ging, weil z.B. die Billigflieger Easyjet und Ryan Air nur von dort in den Urlaub abhoben, musste man in den sauren Apfel beißen.
Eine bewegte Geschichte der Luftfahrt in den 22 Jahren unseres Berlinaufenthaltes und Ulla war ja sogar zweimal direkt beteiligt. So durfte sie bereits 2012 als Probandin die Abläufe kurz vor der geplanten Eröffnung testen, nur um am Ende bereits zu orakeln, dass der Flughafen NIEMALS jetzt eröffnen würde (so kam es ja dann auch) 2020 konnte sie nochmal einen Platz im Casting ergattern, diesmal schien aber alles zu laufen und ich konnte mit dem „Dankeschön“ Gutschein für die Terrasse des BER wenigsten meinen Besuch krönen.


