Superblocks

Während sich Berlin nach der Wiederholungswahl mal wieder im politisch, kleinlichen Hickhack verliert, Bestrebungen zur Verbesserung der verkehrlichen Infrastruktur für alle Verkehrsteilnehmer als „grünes Bullerbü“ diffamiert wird und dafür lieber wieder Verkehrskonzepte aus dem letzten Jahrhundert aus der Schublade holt, wie massiver Ausbau der U-Bahn und Weiter- und Neubau von Stadtautobahnen, sind Städte wie Amsterdam, Paris und Barcelona bereits den entscheidenden Schritt weiter. Barcelona haben wir ja am Ende unserer Wohnmobiltour besucht und ich konnte mir selbst ein Bild machen, was dieser Umbau bedeutet

In Barcelona hat man erkannt, dass es zur Lebensqualität in einer Stadt dazugehört, auch andere Verkehrsteilnehmer als Autofahrer in den Fokus zu stellen. Aber hier in Berlin wird ja immer so getan, als wären die armen Autofahrer eine aussterbende Spezies und müssten unter Schutz gestellt werden. „Berlin, lass dir das Auto nicht verbieten“, stand auf den Plakaten der CDU und hat anscheinend verfangen, wurde sie doch bei der Wiederholungswahl stärkste Partei. Allerdings überwiegend an den städtischen Rändern.

Der innere S-Bahnring ist dagegen scheinbar durchaus bereit Veränderungen zu akzeptieren, die auch Radfahrern und Fußgängern (Radfahrerinnen und Fußgängerinnen natürlich auch, für alle ausgeschrieben, die ein Genderproblem haben 😉 ) mehr Raum zur Verfügung stellt. Mehr Beweglichkeit, ohne Autos nutzen zu müssen, mehr Aufenthaltsqualität an Straßen und Plätzen, ohne am Autosmog zu ersticken.

Barcelona macht jetzt Ernst und richtet sogenannte „Superblocks“ ein. Was dieser Begriff eigentlich bedeutet, habe ich ChatGTP gefragt …

Das Konzept der Superblocks in Barcelona bezieht sich auf eine städtebauliche Strategie, die darauf abzielt, den Straßenverkehr und die Luftverschmutzung in der Stadt zu reduzieren und gleichzeitig den öffentlichen Raum für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt zu erweitern.

Ein Superblock ist ein Stadtviertel, das aus neun Straßenblöcken besteht und in dem der Verkehr auf bestimmte Hauptstraßen beschränkt wird, um den verbleibenden Raum für Fußgänger, Fahrradfahrer und öffentliche Verkehrsmittel zu öffnen. Innerhalb des Superblocks werden die Straßen durch Grünflächen, öffentliche Plätze und Spielbereiche für Kinder ergänzt, um eine angenehme und nachhaltige Umgebung zu schaffen.

Das Konzept der Superblocks wurde erstmals im Jahr 2016 in Barcelona umgesetzt, als die Stadtregierung beschloss, neun Pilot-Superblocks in verschiedenen Stadtteilen einzurichten. Seitdem hat Barcelona das Konzept weiter ausgebaut und plant, bis 2030 insgesamt 503 Superblocks zu schaffen.“

Nun ist Barcelona für diese Art Umgestaltung geradezu prädestiniert, kann man doch auf dem Titelbild sehen, wie die Stadt aufgebaut ist. Durch die vorhandene Blockbauweise lassen sich Blöcke zusammenfassen, eben in Superblocks, kleine Straßen vom Autoverkehr befreien und diesen nur in bestimmten Magistralen erlauben. Auf allen Bildern im Beitrag standen und fuhren vor Kurzem noch Autos. Also keine lieblos gesperrte Friedrichstraße in Berlin, deren Aufenthaltsqualität damit nicht zwingend verbessert wurde, keine willkürliche Bestückung der Bergmannstraße mit Holzmöbeln, sondern wirklich, konsequenter Rückbau von Straßen. Mit allen Konsequenzen. Es ist keine Rückkehr zum alten Zustand vorgesehen, der Mensch steht im Vordergrund des Handelns, nicht das Auto.

Es ist vieles noch im Werden, Straßen sind gerade entwidmet, befinden sich noch im „Dazwischen“, aber überall sind die städtischen Arbeiter dabei, dafür zu sorgen, dass Städte wieder lebenswert werden. Auch außerhalb von eingezäunten Parks. Nur vorerst nicht in Berlin. Nicht mit der neuen Schwarz-Roten Koalition, die Autoverkehr für Gottgegeben hält und eher Radwege zurückbauen würde, die von Rot-Rot-Grün gebaut wurden. Man darf gespannt sein auf die nächsten drei Jahre. Bis dahin machen andere Städte vor, wie man es richtig macht. Mit allen Konsequenzen.

  1. Es ist in der Tat ernüchternd wie wenig die hierzulande handelnden Personen scheinbar bereit sind auch mal über den Tellerrand zu schauen und von gut funktionierenden Konzepten unserer Nachbarn zu lernen.
    Grüße
    Matthias

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