Wanderwege

Da wir wahrscheinlich in diesem Herbst in Nordspanien sein werden, hab ich mir überlegt, dass es doch ganz interessant sein könnte, ein paar Etappen des Jakobswegs zu laufen. Nicht die ganzen 800 km, das wäre zuviel, aber mal so die eine oder andere Etappe, so dass ich insgesamt auf 100 km komme, was mich berechtigen würde in Santiago de Compostela die Urkunde zu bekommen. Die Etappen des Camino Frances liegen in der Regel zwischen 20 und 30 km und sind unterschiedlich anspruchsvoll.

Um nicht blind ins Verderben zu rennen – wann bin ich das letzte Mal mehr als zum Einkaufen und zurück „gewandert“ – wollte ich auf Usedom einen Probelauf starten. Ursprüngliche Idee: Vom Campingplatz in Heringsdorf nach Zinnowitz, das wäre 22 km, also eine typische Etappe. Leider hatte ich mir – zumindest dachte ich das* – bei der letzten Radtour zu Hause einen Halswirbel verstaucht, der irgendwie auf die Nerven drückte und dadurch meine Schulter und den rechten Arm „nervte“. Also kürzere Strecke, nur 11 km bis nach Ückeritz und zurück mit der UBB.

Mit meinen Wanderschuhen und Walkingstöcken bewaffnet machte ich mich also auf den Weg und dachte schon nach den ersten hundert Metern darüber nach, was zur Hölle ich hier tue. Wandern, gehts noch? Die langsamste Art der Fortbewegung die es gibt. Nicht umsonst haben die Menschen schnell das Rad, die Postkutsche und am Ende den Porsche erfunden. Aber egal, ich gebe dem Ganzen noch eine Chance.

Ab Bansin wird der Küstenweg durchaus anspruchsvoll, es geht die Steilklippe hoch und runter und ich komme kräftig ins Schnaufen. Berliner Flachlandtiroler halt. Das Wetter ist kühl, in Spanien dürfte es etwas wärmer sein.

Nach rund 6 Kilometern erreiche ich im Wald die kleine Raststätte „Zum Rollmops“. Hunger und Durst bewegen mich zu einer Einkehr und bei einem Radler und einem Bratheringsbrötchen beschließe ich diese Rast als Wendepunkt meines Lebens zu betrachten.

Quatsch, nicht ganz so pathetisch, ist nur profanes Wandern. Laufen um des Laufens willen. Oder kann es mehr sein? Was muss im Kopf passieren, um das Wandern positiv zu sehen? Fehlt eine Gruppe die motivieren könnte? Gespräche unterwegs? Wäre eine Wanderung auf dem Jakobsweg anders, wenn man nicht so wirklich spirituell unterwegs wäre? Es drehen sich zuviele Gedanken im Kopf, komisch wenn man so allein mit sich ist.

Auf jeden Fall gehe ich von hier wieder zurück und am Ende stehe ich nach 11 km am Sackkanal vor dem Campingplatz und lasse die Wanderstöcke ein wenig ausruhen und sinnieren. Ich bin mir immer noch unsicher, ob meine Motivation ausreicht, oder ob ich lieber ein paar Punkte des Jakobsweges mit dem Wohnmobil anfahre und die Wanderer bestaune und bewundere, die diese Strapaze auf sich nehmen. Wir werden sehen.

*Am Ende war es gar keine Sache mit der HWS, und auch kein Insektenstich auf dem Arm wie ich später dachte, sondern eine blöde Gürtelrose hat mich erwischt. Ein Schicksal der früheren Windpockengeneration, dass immer wieder zuschlagen kann. Vielleicht fehlte mir daher die richtige Kraft und der Wille einfach weiterzulaufen 😉

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