Palast der Republik – Metamorphose #1

Eigentlich wollte ich nur eine Geschichte zur Eröffnung des Berliner Stadtschlosses in der letzten Woche schreiben, was aber nicht mehr so heißen darf. Der offizielle Name ist Humboldt Forum. Die Eröffnung war auch nur virtuell. Wegen Corona und so. Das passt soweit, die naheliegende U-Bahn Station der Linie U5 ist auch noch nicht eröffnet. Irgendwann nächstes Jahr geht es weiter. Ein Eröffnung in 4 Akten schreibt die Presse.

Also war ich vor Ort und hab fotografiert. Ist ganz schön geworden, so ganz ohne Baustelle drumrum. Zu Hause hab ich mich dann erinnert, dass es ja ein „Leben vor dem Schloss“ gab. Okay, nach dem Schloss ist vor dem Schloss, aber ich meine den Palast der Republik (PdR). Der wurde nach der Wende nicht mehr gebraucht und daher Mitte der 2000er abgerissen. Wegen Asbest. Erzählt man so. Andere sagen, ein Schloss ist besser wie ein Palast. Und nicht belastet. Weder von Schadstoffen noch politisch.

Nach erfolgtem Abriss gab es noch coole Aktionen auf der großen Schlosswiese. Schneemänner, Schafe, Kugeln. Und ich immer dabei mit der Kamera. Da es schade wäre alles in einem Artikel zu verbraten, starte ich eine kleine Serie und beginne … am Anfang.

Marx und Engels
Marx und Engels und ich – Foto: Kerstin

Also nicht ganz am Anfang, denn der PdR wurde ja bereits 1976 eröffnet. Da lebte ich noch in Hessen und wusste vermutlich nicht mal wirklich, dass es da im Ostteil von Berlin ein Gebäude mit bronzenen Scheiben gab, in dem die Volkskammer der DDR tagte und sich die DDR Bürger in „Erichs Lampenpalast“ beim Tanz vergnügen konnten. 1990 war ich erstmalig mit unserem damaligen grünen Bundestagsabgeordneten in „Ost-Berlin“ und dabei konnten wir auch das Gebäude besichtigen, was zu dieser Zeit aber schon für die Öffentlichkeit geschlossen war. Aus dieser Zeit stammen auch die Bilder im Text, das Titelbild ist von einem Bekannten.

Vor der Volkskammer
Volkskammer – Foto: unknown

Dann kehrte für ein paar Jahre erstmal Ruhe ein. Bis wir nach Berlin gezogen sind. Das war 2001. Zwischen 1998 und 2003 entsorgten dann Spezialfirmen den im Baukörper vorhandenen Asbest. Während der Asbest-Entsorgung wurde die gesamte Inneneinrichtung entfernt, danach befand sich der PdR im Rohbau-Zustand. Die Entsorgung erfolgte so, dass danach sowohl ein Abriss als auch eine Sanierung möglich gewesen wäre. Aber im Grunde war die Entscheidung längst gefallen: Der sozialistische Klotz im Herzen Berlins musste weg. DDR Geschichte hin oder her. Der Trabi war ja schließlich auch bereits verschwunden.

Es gab dann Zwischennutzungen wie Kunstausstellungen und Theateraufführungen, bei dem Projekt „Fassadenrepublik“ konnten die Besucher sogar den teilweise gefluteten Palast im Schlauchboot erkunden. Das habe ich leider alles fotografisch verpasst. Schade eigentlich.

Zwischen 2006 und 2008 erfolgte schlussendlich der Rückbau mit 5 Kränen (Artikel mit Bildern folgt) und übrig blieb erstmal eine grüne Wiese, die für weitere Aktionen genutzt werden konnte. Inklusive abhängen an der Spree. Auch hier gibt es dann eigene Beiträge. 2013 begann der Aufbau des umstrittenen „Stadtschlosses“ und konnte letzte Woche abgeschlossen werden. Die Schloss-Nostalgiker hatten sich letztendlich durchgesetzt.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: