Der Ausflug am letzten Wochenende zum Sternenpark Gülpe sollte eigentlich viele Sterne auf den Kamerasensor bannen. Es war dies bereits der zweite Anlauf in diesem Jahr mit meinem Fotoklub Kreuzberg, aber leider ist gerade diese Art der Fotografie noch stärker von den äußerlichen Bedingen abhängig wie jede andere fotografische Betätigung. Mit unserem ortskundigen Scout suchten wir am Nachmittag erstmal andere fotografische Objekte in der Gegend auf, z.B. Schleiereulen. Nun sind Eulen ja generell eher Nachttiere, aber mit kundiger Führung bekommt man sie auch mal am Tag zu sehen.

Ein rühriger Verein betreut von Energieversorgern aufgegebene Trafohäuschen und baut dort Nistkästen für Schleiereulen ein, die auch gern angenommen werden. Über 70 dieser Häuschen finden sich im Westhavelland verstreut und werden regelmäßig gewartet und geprüft. Durch dieses Vorgehen des NaBu konnten sich die Bestände der Schleiereulen wieder erholen. Extra für uns lauernde Fotografen legte der Schleiereulennachwuchs eine kurze Runde am Tag ein, so dass wir in den Genuss von Fotos kamen. Leider war ich nicht vorbereitet genug, wusste allerdings auch nicht was auf mich zukommt. Besser wäre in diesem Fall gewesen die Kamera auf Serie, die Entfernung und Blende auf manuell zu stellen und den Autofocus auf Tracking. So hat es leider nur für ein Bild gereicht.

Etwas gemächlicher ging es dann am zweiten Fotostopp zu. Direkt auf der Nordseite des Gülpesees gibt es eine Beobachtungsstation mit Blick auf die dort rastenden Gänse aller Arten. Blässgänse, Graugänse, Graureiher und hunderte von Kiebitzen sind zu beobachten. Einige Silberreiher – vor einigen Jahren eine große Rarität, heute aber in der Havelniederung regelmäßig zu sehen –, suchen in den seichten Uferzonen vor der Beobachtungshütte nach Nahrung. Da kann man ganz geruhsam mit dem 600er Tele warten bis sich ein Fotomotiv findet, meist sind es die startenden oder landenden Gänse. Ansonsten ist „Action“ eher Mangelware. Auch das beobachten mit dem Fernglas hat etwas sehr meditatives.
Die Sonne zauberte ein schönes Herbstlicht auf die Szenerie und es sah fast so aus, als wenn der Traum von den Sternen doch noch wahr werden könnte. Ein erneuter Wechsel der Location sollte uns dann aber erstmal zum Landeplatz der Kraniche bringen, die am Abend dort am See erwartet werden. Mit uns standen schon weitere Schaulustige bereit, aber außer meinem ersten bewussten Fliegenpilz (siehe Beitragsfoto) gab es nicht mehr viel zu fotografieren. Und leider, leider zogen nun auch im Südwesten dicke Wolkenfelder auf. Kurze Zeit später fing es sogar an zu nieseln. Ein letztes Foto auf einen ersten kleinen Kranichschwarm war zwar noch drin, aber irgendwie wurde es dann ungemütlich. Also zurück zum Auto und überlegen wie es weitergeht.

Da die Aussicht auf funkelnde Sterne wohl weiter ein Traum bleibt, die zunehmende Dunkelheit weiteres fotografieren von Kranichschwärmen auch nicht wahrscheinlicher werden ließ, entschied ich mich für die knapp anderthalbstündige Rückfahrt nach Berlin. Meine FotokollegInnen die noch ein wenig länger geblieben waren, wurden etwas später noch belohnt, als wohl tausende Kraniche und Gänse kreischend aus dem Nachthimmel am und im See landeten. Manchmal sollte man vielleicht etwas mehr Geduld haben.
Alle Fotos mit der Olympus OM-D E-M5II und den Objektiven m.zuiko 12-40 und 75-300.
Weiterführende Informationen:
NABU Westhavelland
Sternenpark Westhavelland
Sternbild Kranich (gibts wirklich)
Schleiereulen