Schwesterkuss

Die East Side Gallery in Berlin Friedrichshain ist und bleibt der Hotspot Nummer 1 für Touristen aus aller Welt. Die „Pseudomauer“ mit den vielen bunten Bildern steht sicherlich in jedem Reiseführer und wer ohne ein Foto auf seinem Handy davon nach Hause kommt, kann nicht in Berlin gewesen sein. Ach ja, man selbst sollte natürlich auch auf dem Foto sein, sonst gilt das nicht.

So machen die Handys die Runde bis wirklich alle aus der Reisegruppe verewigt sind. Ein lustiges Treiben, was sich allerdings auf zwei der bekanntesten Fotos reduziert. Hier sind die Menschentrauben definitiv am größten, die Wartezeit für das eigene Foto am längsten. Aber alle sind fröhlich und geduldig, geht es doch beim ersten Bild um einen spannenden Moment: Einen Kuss.

Für alle, denen der Sozialismus nicht so ganz geheuer ist, ist der Bruderkuss schon etwas befremdlich. Zwei Männer pressen voller Inbrunst ihre Lippen aufeinander, sind aber definitiv nicht schwul. Diese Küsse sollten Ausdruck von Freude, Brüderlichkeit und Gleichheit sein. Irgendwie strange. Umso schöner, wie das Bild durch die Besucher konterkariert wird und so gar nichts mehr von einem Ritual an sich hat. Küsst euch ruhig weiter liebe Touristen, aber hört gefälligst auf euch dort auch noch mit Stiften zu verewigen, das ist Kunst ihr Banausen.

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