Narrenhände

Das diese kleinen Schildchen, die – in regelmäßigen Abständen entlang der Eastside Gallery – darauf hinweisen, dass es sich hier um ein Kunstwerk handelt, José aus Spanien, Hiroko aus Japan, oder Pamela aus US of A, davon abhalten würden, ihre sinnfreien Botschaften mit Stiften auf die Kunstwerke zu kritzeln, war nicht wirklich zu erwarten. Aber das selbst Sprayer inzwischen keine Rücksicht mehr auf die Kunst Anderer nehmen, zeugt schon sehr von bodenloser Ignoranz und purem Egoismus.

So ist es wieder mal soweit und die Reinigungskräfte machen sich an ihr langwieriges Werk. Durch den, bei der letzten Restauration, aufgetragenen Grafittischutz geht das Reinigen wohl etwas leichter, aber teilweise wurde die Mauer sogar beschädigt, sprich „abgeklopft“. Zur endgültigen Wiederherstellung werden wohl auch die Künstler wieder den Pinsel schwingen müssen. Was kann man tun, um den Zustand zu konservieren?
East Side Gallery mit Trabi und Touri
Eingezäunter Trabi – Foto: h|b
Vermutlich nicht viel. Kunst im öffentlichen Raum lässt sich schwer schützen, noch dazu eine, die dermaßen viele Besucher anzieht. An fast jedem Tag der Woche schieben sich die Menschenmassen die 2km lange Openair-Galerie entlang, werden tausende Fotos vor den bunten Bildern geschossen und auch wieder Stifte gezückt, um der Nachwelt mitzuteilen, dass man hier gewesen ist. Wahrscheinlich wird auch das noch fotografiert und gepostet.
Eingezäunte East Side Gallery
East Side Gallery hinter Zaun – Foto: h|b
Man überlegt nun als Schutzmaßnahme eine zweite Mauer zu errichten. Rund 80 cm hoch und zwei Armlängen von der eigentlichen Mauer entfernt. Vielleicht mit Glasscherben oben drauf und einem kleinen Todesstreifen dazwischen. Wegen der Authentizität. Für Hundepatroullien wäre sicher auch noch Platz. Klasse Idee, oder? Nicht? Okay, war nur Spaß! Aber nicht die Mauer, die kommt. Damit wäre die Eastside-Gallery endlich das was sie schon immer war: Eine Hinterlandmauer.

2 Antworten auf “Narrenhände”

  1. Naja, mit Streetart und Graffiti, die Jugendliche nutzen um sich auszudrücken, hat das an der Mauer ja nur noch wenig zu tun. Das ist Erhalt von Zeitgeschichte. Kann man auch wollen oder machen, schwierig ist es in jedem Fall. Denn jede Mauer kann man für ein Statement nutzen, ob häßlich grau, Vorort-Weiß oder Hauptstadt-Bunt.

  2. Gute Musikstücke haben Bildern gegenüber den Vorteil, dass Sie nur schlecht interpretiert oder „gecovert“ werden können. Das Original nimmt keinen richtigen Schaden – außer man erinnert sich vielleicht unauslöschlich an die schlechte Coverversion.

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