
Heute morgen hatten wir, zum vorerst letzten Mal, das haptische Erlebnis eine Tageszeitung durchzublättern, ab morgen wird geswiped. Das letzte Mal an der Druckerschwärze riechen und sie anschließend von der Nasenspitze waschen. Das letzte Mal die Zeitung aufteilen, dass jeder seinen Teil zum Lesen bekommt. Ich fange dabei immer mit dem Berlinteil an, meine Frau nimmt den Rest. Der Tagesspiegel ist ja schön praktisch in vier Teile aufgebaut und lässt sich gut trennen. Das letzte Mal diskutieren, wer am Ende die ausgelesene Zeitung wegbringt. Alles vorbei.
Wir werden in den nächsten zwei Jahren dafür insgesamt etwa 700 mal morgens vor dem Frühstück nicht zum Briefkasten gehen, was natürlich gesundheitlich bedenklich ist, wir also kompensieren müssen, werden aber auch etwa 100 kg weniger Altpapier zum Container geschleppt haben, was wiederum gut ist für die Umwelt. Dagegen müsste man jetzt natürlich den Energieaufwand setzen, den man benötigt um auf einem Tablet eine halbe Stunde den Akku zu quälen. Da wir jetzt auch beide parallel lesen können, ganz ohne Aufteilung, sind es 1400 Stunden Akkuleistung die es zu kompensieren gilt. Aber wozu haben wir schließlich Naturstrom?
Wir haben auch überlegt ganz auf eine Tageszeitung zu verzichten, aber das können wir uns irgendwie nicht vorstellen, vor allen Dingen da der Berliner Tagesspiegel meist eine recht vergnügliche Lektüre darstellt. Also laden wir jetzt morgens oder auch schon am Vorabend, das PDF herunter, der Aufbau entspricht exakt der gedruckten Ausgabe, pitchen die Artikel lesbar, die uns interessieren oder nutzen die Textfunktion zum besseren Lesen. Auf dem Tisch wird viel mehr Platz sein und wenn ich nicht fertig werde, lese ich den Rest halt in der Straßenbahn. Der Umstieg wurde uns noch etwas versüsst, da es für die elektronische 2-Jahresausgabe als Werbegeschenk ein iPad-Mini für einen kleinen Aufpreis gab. Ab morgen also Zeitunglesen in digitaler Pixelform und ganz ohne Druckerschwärze.