Nachem wir gestern den „Caminito del Rey“ durchwandert und heute vormittag der Alcazaba von Antequera einen Besuch abgestattet haben, (Berichte folgen später) schrauben wir uns mit unserem Wohnmobil über jede Menge Serpentinen auf knapp 1200 Meter. Dort wartet das Felsenmeer „El Torcal“ auf uns.
Viele halten uns ja schon für verrückt, mit dem Wohnmobil über Monate unterwegs zu sein, um im warmen Spanien zu überwintern. Allerdings haben wir Zeit. Viel Zeit. Monate Zeit. Die beiden Verrückten, nichts anderes heißt das spanische“Dos Locos“ auf deutsch, die uns gestern mit ihrem „Rallyeauto“ kurz in Los Alcazares besucht haben, fahren mit ihrem Auto in rund drei Wochen von Berlin bis nach Banjul, in die Hauptstadt Gambias. Rund 7000 Kilometer. Das Ganze für einen guten Zweck.
Spendenübergabe an Kai Pagels (Foto: Ulla Böttger)
Seit Samstag sind Kai und Karsten auf der „Rallye Dresden-Dakar-Banjul“ als Team „Dos Locos“ unterwegs und legen dabei pro Tag im Schnitt 900 Kilometer zurück. Über Frankreich, Andorra, Spanien, Gibraltar fahren sie zur Fähre nach Algeciras, von wo sie morgen nach Afrika übersetzen. Von dort geht es durch Marokko, Mauretanien und dem Senegal – hier liegt das berühmte Ziel einer anderen klassischen Rallye, der „Paris – Dakar“ – nach Banjul, der Hauptstadt von Gambia.
Bis sie mir im spanischen Winter in Rhonda über den Weg krabbelte, war mir die „Blauschwarze Holzbiene“ gänzlich unbekannt. Ich dachte zuerst an eine Käferart, konnte aber dann die korrekte Bezeichnung durch die Suche im Netz herausfinden. Eine Biene also und nun wurde sie auch noch mit 33% der Stimmen zum „Gartentier des Jahres 2022“ gekürt und hat dabei u.a. den „Star“ und das „Tagpfauenauge“ geschlagen. Geholfen hat ihr dabei die inzwischen wieder größere Verbreitung in heimischen Gefilden, die Gärten dienen dabei als Startpunkte. „Dank“ der allgemeinem Klima-Erwärmung fühlt sie sich inzwischen auch bei uns zu Hause.
Als die Düsenflieger in Los Alcázares am Wochenende Pause machen, weht ein anderes Geräusch herüber zu unserem Stellplatz. So als würden jede Menge Rasenmäher hochtourig durch die Gegend geschoben. Aber ich weiß ja, dass es keine Rasenmäher sind, sondern die Karts von der nahe gelegenen Kartbahn. Dort bin ich ja schon die Woche mit meinem Campingnachbarn Klaus gewesen, als man über Happy-Hour für den normalen Preis doppelt solange fahren konnte. Wir hatten uns für die Kartklasse F-300 entschieden. Diese Karts fahren rund 80 km/h, für die sehr kurvige Strecke ausreichend und für mich als – lange nicht mehr gefahren – auch nicht gleich übertrieben. Gegen den alten Profi hatte ich natürlich nicht den Hauch einer Chance. Bin ehrenvoll Zweiter geworden. Meine schnellste Runde war übrigens 55 Sekunden, für den Kurs gar nicht sooo schlecht 😉
Nach nun 42 Tagen verlassen wir heute unsere Homebase in Calpe. Wir haben uns sehr an diesen kleinen Urlaubsort gewöhnt, sodass es ein wenig schwerfällt weiterzuziehen. Für reines Überwintern – einfach in der Sonne sitzen und das Meer genießen, Restaurants mit leckerm Essen, Tapas und Wein sind ausreichend vorhanden – ein idealer Ort. Es ist zwar recht frisch in der Nacht, teilweise bis runter zum Nullpunkt, aber 8 Stunden Sonne am Tag bei Temperaturen zwischen 16 und 21 Grad, machen das dann wieder wett.
Ist ja nicht so, dass hier nur schönes Wetter ist. Heute und morgen ist es durchgängig bewölkt und nachts geht die Temperatur runter auf erfrischende 4 Grad. Hola! Spanien! So war das nicht abgemacht. Die Erwartungshaltung ist definitiv eine andere. Wir fahren doch nicht fast 2500 Kilometer, um es dann so kalt zu haben wie zu Hause. Dann kann man sich das auch sparen. Also wirklich. Wir waren gestern extra im Media Markt in Vinaros, um uns einen besseren Heizlüfter zu kaufen. Spart Gas.
Aber der Blick auf die Vorhersage gibt uns Hoffnung. Heiligabend in Calp, unserem nächsten Stopp ab nächsten Dienstag, können wir mit angenehmen 19 Grad rechnen und wieder rund 6 Stunden Sonne am Tag. Damit sind wir noch 300 km weiter südlich in der Region Murcia. Der kleine Einschub dient vermutlich nur dazu, dass man hier nicht größenwahnsinnig wird und den daheimgebliebenen dauernd Fotos postet, die suggerieren hier wäre es Sommer. Nein, isses nicht. Auch in Spanien ist es Winter, nur eben etwas angenehmer als im Norden. Bei Sonnenschein hatten wir gestern gegen Mittag angenehme 30 Grad im Vorzelt.
Festung – Foto: h|b
Wer nicht lange suchen will, die Überschrift des Artikels heißt „Meist bewölkt“ auf spanisch. Wir haben ja schließlich auch einen kulturellen Auftrag. Und ich hab heut wieder mal die „richtige“ Kamera genutzt. Soll sich ja nicht ausgeschlossen vorkommen. Den Bildern habe ich dann noch ein wenig Lightroom zukommen lassen.
Ach ja, Glückwunsch Friedrich Merz, nu isser endlich da wo er schon immer sein wollte. Nur das Kanzlerdings, das fehlt noch. Wird aber vermutlich die nächsten 8 Jahre eher nix, daher eine gute Wahl, liebe CDU 😉
Noch ein Wort zu Corona: Leider sind die Werte hier inzwischen auch wieder so hoch wie in DE. In der Region Valencia sind sie von 56 (vor genau einem Monat) wieder auf 356 gestiegen (7-Tage Inzidenz). Wir sind gespannt wie das hier weitergeht. Vor anderthalb Jahren hat man alle Touristen des Landes verwiesen. Jetzt ist es wie in Deutschland auch, man nimmt es zur Kenntnis und rät zum boostern.
Auf einem Campingplatz ist es fast wie in einem Mehrfamilienhaus, nur das man – dank fehlender Wände – mehr von den Nachbarn mitbekommt. Zusätzlich ist es auch gleichzeitig wie AirBnB, da es sehr international ist, aber eben auch sehr temporär. Hat man sich an den einen Nachbarn gewöhnt, packt der am nächsten Morgen seine Siebensachen zusammen und zieht weiter. Meist Richtung Süden. Wenn man aus Turku in Finnland kommt, wo es aktuell 20 Grad minus hat, gut nachvollziehbar.
Vor fünf Tagen sind wir auf unserem Platz in Peñíscola angekommen. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Waren die Tage während der Anfahrt noch strukturiert und identifizierbar, beginnen sie jetzt so langsam zu verschwimmen. Ohne Uhr wüsste ich momentan weder Datum noch Wochentag korrekt zu benennen. Es spielt im Grunde auch keine Rolle, außer man muss einkaufen.
Das ist in dieser Woche aber eh schwierig, da die Spanier gerade einen Feiertagslauf haben. Am Montag war Verfassungstag, heute ist Mariä Empfängnis. Als Feiertag! Dadurch sind auch grad viele Spanier unterwegs, sie nutzen die wenigen Tage die sie Urlaub nehmen müssen, um eine ganze Woche plus die zwei Wochenenden an die spanischen Küsten zu fahren. Auch auf unserem Platz ist das zu merken.