Wandern mit Wein

Heute jährt sich die Gründung des Hagnauer Winzervereins zum 143sten mal. Am 20. Oktober 1881 führte Pfarrer Dr. Heinrich Hansjakob die kleinen Winzer zu einem Verein zusammen, um die Absatzchancen zu erhöhen und bessere Erlöse beim Verkauf des Weins zu erzielen. Dazu wurde auch ein riesiges Eichenfass hergestellt, was heute noch im Keller des Winzervereins zu bestaunen ist. Regelmäßig kommen weitere Jubiläumsfässer dazu. Eine gute Gelegenheit die Hagnauer Weine besser kennenzulernen und an einer Weinwanderung teilzunehmen, die uns unsere Freunde zu meinem Geburtstag geschenkt haben..

Nach der Einführung in Braukunst und Lagerung im Keller des Winzervereins geht es mit der Wandergruppe an den See zur ersten Verkostung. Die Sicht ist heute eher dunstig, Nebel liegt über dem Bodensee. Der erste Wein – ein 2023er Hagnauer Burgstall, Baccus – ist trotzdem lecker. Alle Teilnehmer:innen haben zur Verkostung eine Art Brustbeutel bekommen, in dem die Weinkarte und ein Hagnauer Weinglas steckt.

In einem kleinen Bogen geht es zu einer alten Weinpresse, einem sogenannten „Torkel„. Mit diesen riesigen Pressen wurden früher die Weintrauben gepresst. Zeit für ein weiteres Tasting, diesmal einen trocknen 2023er „Müller-Thurgau“, der vorherrschende Weinsorte in der Region. Ein Denkmal erinnert an den Gründer des Winzervereins, Heinrich Hansjakob.

Danach geht es – schon leicht fluffig im Kopf – hoch in die Weinberge oberhalb von Hagnau. Die Weinlese ist schon seit zwei Wochen vorbei, Saisonarbeiter bereinigen inzwischen die Rebstöcke vom Laub, so dass nur noch der Wurzelstock übrig bleibt. Ein paar Trauben sind übrig geblieben, da nur die unteren Trauben geerntet werden. Je tiefer die Trauben hängen, desto besser der Öchslegehalt und die Qualität. Gut für mich, kann ich noch ein wenig naschen. Schmecken tun sie ja trotzdem.

Am Starenturm gibt es eine kleine Brotzeit bestehend aus Knacker und Käse. Dazu zuerst einen Rotwein aus DEMETER Anbau, anschließend einen „2022er Immenstaader Spätburgunder Rotwein“. Ich stelle wieder mal fest, dass Rotwein nicht meins ist und vermutlich auch nicht werden wird. Zu herb, zu „stumpf“.

Der Starenturm dient während der heißen Phase der Ernte zur Überwachung der Starenschwärme, die ziemlichen Schaden anrichten können. Dazu werden die dezentral aufgestellten „Vergrämer“ aktiviert, die akustisch die Stare vertreiben sollen. Nach Aussage unsere kompetenten Weinführers klappt das wohl sehr gut.

Wie zum Beweis tauchen plötzlich ganze Schwärme von Staren über Hagnau auf, die nach der Lese allerdings keine Gefahr mehr darstellen und daher ignoriert werden können. Wir sind inzwischen am letzten Punkt der Weinwanderung angekommen, dem Aussichtspunkt „Wilhelmshöhe“.

Interessant wie lange uns dieser Begriff schon begleitet. In Nordhessen aufgewachsen ist natürlich „Wilhelmshöhe“ ein Begriff, welcher uns mit Kassel verbindet, in Warnemünde war das Kliff und Restaurant „Wilhelmshöhe“ oft Ziel einer unserer Wanderungen entlang des Strandes und nun haben wir wieder ein „Wilhelmshöhe, ganz in der Nähe.

Normalerweise hätte man von hier oben einen fantastischen Blick über den Bodensee bis hinüber zu den Alpen, aber leider bleibt es den ganzen Tag diesig. Müssen wir also nochmal herkommen. Am Besten mit dem Rad einer Brotzeit und einem leckeren Hagnauer Wein.

Statt einen Wein aus dem Schatzkästchen der Winzerei gibt es hier als letzte Verkostung einen „2023er Hagnauer Burgstall“, einen Spätburgunder Weißherbst. Nach meinem Geschmacksempfinden der leckerste Wein des Tastings. Ich bin aber eh eher Biertrinker und wenn Wein, dann weiß, oder eben Weißherbst. Von dem Tropfen nehmen wir uns am Ende auch zwei Flaschen mit. Für ein privates Weintasting bei besserem Wetter auf unserem Balkon, mit Blick auf den Bodensee und die Alpen. Schee wars. Und lecker.

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