Am Montag bin ich mit dem Rad wieder mal zum Katharinenfelsen gefahren, dort wohnen die Waldrappe von Überlingen. Laut „Animal Tracker“ finden sich dort acht Waldrappe. Sechs konnte ich auf meinen Fotos anhand der Ringnummer identifizieren, nämlich Zoppo, Marcello, Urmel, Ciop, Bernardo und … Limoncello (sic!) Cooler Name auf jeden Fall.


Als ich gegen halb vier unter dem Felsen ankomme, treffe ich zwar noch einen anderen Fotografen, aber von Waldrappen ist nicht viel zu sehen. Ab und an taucht mal ein Kopf auf, aber mehr als zwei Köpfe werden es nicht. Ich will schon wieder alles einpacken, als es über uns rauscht und flattert. Schnell die Kamera wieder hochnehmen, um ein paar Fotos von den anfliegenden Waldrappen auf die Karte zu bekommen.

Bei der späteren Durchsicht fällt mir dann auf, dass einer der Waldrappe etwas auf den Rücken geschnallt hat. Etwas technisches, was sicher nicht zum Waldrappenstandard gehört. Eine kurze Recherche stellt klar, dass es sich hier um einen Sender handelt, mit dem die Vögel getrackt werden. Ich dachte bisher immer, dass würde auch über einen der Beinringe erledigt. Ist aber nicht so. Der Tracker auf dem Rücken scheint aber für die Vögel nicht ganz ungefährlich zu sein, da mehrere Vögel Augenprobleme bekamen und einer sogar auf einem Auge erblindete.


Des Rätsels Lösung: Waldrappe legen ihren Kopf beim schlafen nach hinten auf den Rücken. Kommen sie dabei zu dicht an den Sender, dessen Oberfläche ja aus einem Solarmodul besteht, kann das Auswirkungen auf die Augen haben. Daher bringt man die Sender jetzt auch etwas weiter hinten am Rücken an. Ob das hier schon der Fall ist, kann ich nicht beurteilen.



Nach kurzer Zeit sind alle Waldrappe an Bord. Nun stehen Feder- und Nestpflege an und zwei der Waldrappe überkommen wohl die Frühlingsgefühle und es wird kurz aber heftig an der Herstellung von Nachwuchs gearbeitet. Ich bin inzwischen froh, mich in Geduld geübt zu haben. Bei meinem Fotokollegen nebendran ist inzwischen der Akku leer und er macht sich wieder auf den Heimweg. Damit bleibt das kurze Techtelmechtel exklusiv für mich.


Während sich die meisten Waldrappe mit Nestbau, Brüten und Körperpflege beschäftigen, schlendert einer der Waldrappe rüber zu Nachbars, die ja weiterhin still und in sich gekehrt in ihrem Nest hocken. Vermutlich fruchtet auch diesmal der Versuch einer Konversation wenig. Wie jedesmal. Aber immerhin sagt er/sie vielleicht mal „Hallo“.

Nach einer guten Stunde wird es ruhiger in der Beletage und inzwischen bin ich auch mit meiner Fotoausbeute mehr als zufrieden. Von den rund 160 Fotos bleiben am Ende gute 20 übrig, 12 davon habe ich für den Blog verarbeitet. Der Höhepunkt der Fotosession war natürlich – im wahrsten Sinne des Wortes – der Höhepunkt zur Waldrappen-Nachwuchsgewinnung, sieht man vielleicht auch nicht so oft. Das Ablichten von fliegenden Waldrappen muss ich noch etwas üben, ist gar nicht so einfach 😉


Irgendwie kommt mir das Wort bekannt vor. ððð
Tolle Bilder. Ich bin begeistert