Als wir damals nach Berlin kamen, war der Besuch des Reichstags noch recht einfach. In die Schlange anstellen, warten bis man am Ende der Treppe war, Ausweis vorzeigen, kurzes Abtasten – „Willkommen im Bundestag, viel Spaß“. So wie es auf dem Titelbild zu sehen ist. Alles offen, „Dem Deutschen Volk“ zugewandt.

Nach verschiedenen Vorkommnissen die dem Reichstag eine höhere Sicherheitsstufe einbrachten ist das nicht mehr möglich. Der Platz vor dem Reichstag ist weiträumig gesperrt, für einen Besuch muss man sich anmelden und wird durch das Anmeldezentrum geleitet. Die versuchte Erstürmung der bekloppten Reichsbürger im August 2020 hat das Ganze nicht besser gemacht. Daher wird der Schutzraum nun noch weiter ausgebaut.

In 2009 durfte ich mit einem Abgeordneten an einer Führung teilnehmen, die mir den Reichstag noch ein wenig näher gebracht hat. Durch das „Paul-Löbe-Haus“ führt ein Tunnel die Abgeordneten direkt in den Reichstag. Vorbei an nicht entfernten Inschriften, die von seiner turbulenten Vergangenheit vor dem Reichstagsbrand und nach der Eroberung durch die russischen Streitkräfte zeugen. Am Ende standen wir alle oben auf dem Dach des Reichstages, direkt an der gläsernen Kuppel. Ein würdiges Gebäude für unsere Volksvertreter.


Ab 2025 wird der Bereich vor dem Reichstag um einen „Aha“-Graben* erweitert und das Besucherzentrum wird vernünftig ausgebaut, keine Container mehr. Der aktuelle Zustand ist dem Reichstag wirklich nicht würdig. Die windigen rot-weißen Absperrgitter sind vielleicht gut für eine Demo, aber nicht für diesen geschichtsträchtigen Platz, der jedes Jahr von Millionen in- und ausländischen Gästen besucht wird.
*Ein AHA-Graben ist übrigens ein Graben der zwar den Zugang erschwert, aber erst kurz vor dem Erreichen sichtbar wird. Bevor die Menschen also dort reinfallen, bleiben sie stehen und sagen „Aha!“ Cool, wa 🙂

