Statt mit dem Zug haben wir diesmal beschlossen mit dem Bus an die Ostsee zu fahren. Bei unseren Ostseetörns mit dem Wohnmobil kommen uns die grünen Busse in regelmäßigen Abständen auf der Autobahn entgegen. Warnemünde ist von Berlin aus ein gern angefahrenes Ziel. Also lassen wir die Bahn mal außen vor und buchen für 22,- Euro für zwei Personen die Fahrt von Berlin nach Warnemünde. Der Preis ist so günstig, da ist vermutlich der zu versteuernde geldwerte Vorteil der Freifahrt noch teurer. Verglichen mit Normalzahlern sowieso ein echter Spottpreis. Mal sehen, wie lange sich die Betreiber das leisten können.
Also ab zum ZOB am anderen Ende von Berlin. Knapp getaktet ziehen wir mit zwei Koffern los, die S-Bahn ist aber superpünktlich. Eingekeilt zwischen – der „Grünen Woche“ zuströmenden – Rentnermassen, kämpfen wir uns an der Station Messe Nord die Rolltreppe hoch und stehen auch kurze Zeit später mitten in der größten Bushaltestelle Berlins. Am Halteplatz 10, dort soll unser Bus um 11 Uhr abfahren, stehen bereits eine Handvoll Menschen, noch würde ein Großraumtaxi reichen. Nach und nach trudeln aber weitere Reisende ein. Für einen stinknormalen Dienstag, grau und regnerisch, am Ende ein respektables Häuflein, das den Bus zur Hälfte füllt.
Etwa 10 Minuten vor der geplanten Abfahrt fährt der Bus vor und ein netter Busfahrer verteilt die Koffer. Reisende nach Rostock bringen ihre Koffer nach Backbord, die Warnemünder ihre nach Steuerbord. Mit einer App in Kombination mit der Kamera auf seinem Smartphone (Android) checkt er die Tickets, geht scheinbar ganz simpel auch ohne komplexe Bahntechnik, und wir suchen uns zwei Plätze im hinteren Busteil. Etwas enger als die erste Klasse in der Bahn, aber sehr viel großzügiger als bei Air Berlin. Ach ja, anschnallen ist Pflicht. Nach einem kurzen Hallo des Busfahrers geht es eine Minute vor der geplanten Abfahrt los. Im Gegensatz zum Zug, weiß der Busfahrer ja genau, wann seine Schäfchen vollständig sind.
Die Fahrt selbst ist unspektakulär, Autobahn halt. Draußen ist es grau und neblig, also nicht mal was zu sehen. Kopfhörer auf und Christoph-Maria Herbst zuhören. Vorher noch ein Pikkolöösche, schließlich hat Ulla Geburtstag. Der Fernbus hält dann zur exakt vorgegebenen und geplanten Zeit um 13.35 Uhr am Bahnhof Rostock. Knapp zweieinhalb Stunden. Respekt. Der RE hätte, Pünktlichkeit vorausgesetzt, 10 Minuten länger gebraucht. Die Vergleichbarkeit ist natürlich relativ. Heute war sowohl die Stadtautobahn, also auch die Autobahn frei von Staus. Es hatte morgens zwar angefangen zu schneien, aber schnell wieder aufgehört. Unwägbarkeiten wenn man die Straße nutzt, wobei die Bahn hier auch nicht immer punktet.
Service im Bus wird auf so kurzen Strecken eher nicht gebraucht, aber trotzdem angeboten. Wenn man etwas braucht, kann man sich an den netten Busfahrer wenden. Eine Toilette ist vorhanden und kann auch genutzt werden, ist wohl nicht immer so, da teilweise die Entsorgung nicht geklärt ist. Im Gegensatz zum Zug ist natürlich während der Fahrt herumlaufen nicht möglich. Bei einer Fahrzeit von zweieinhalb Stunden ist es wohl eher irrelevant, bei längeren Strecken würde es mir definitiv fehlen. Noch zu erwähnen ist das kostenlose WLAN an Bord, was natürlich nur funktioniert, wenn sich Mobilfunkmasten in Reichweite befinden. Das ist entlang unserer Autobahnen allerdings wesentlich häufiger der Fall, als entlang der Bahnstrecke. Also ein deutlich positives Komfortmerkmal.
Nach Warnemünde fahren wir dann noch eine weitere halbe Stunde, bis wir unser Ziel, „Warnemünde Werft“ erreichen. Von hier aus ist es noch ein gut 20-minütiger Fußweg und wir stehen vor dem Hotel direkt am Strand. Wir hätten auch den Stadtbus nehmen können, aber nach drei Stunden sitzen, tut ein wenig Laufen ganz gut. Die Fahrt mit MeinFernbus.de war insgesamt in Ordnung. Service, Preis, Pünktlichkeit, nichts zu meckern. Wenn ich den vollen Preis für Bahn-Tickets zahlen müsste, wäre es wohl eine unschlagbare Alternative. So fahren wir am Sonntag aber wieder mit der Bahn zurück. Ganz spontan, ohne vorbuchen zu müssen, 1. Klasse, mit genügend Beinfreiheit und der Möglichkeit sich notfalls mal die Beine zu vertreten. Aber jetzt stehen erstmal fünf Tage Erholung an.