
Der Mensch hinterfragt ja gerne, warum Dinge so sind wie sie sind und ich will eigentlich auch endlich wissen, warum zum Beispiel in Dreiteufelsnamen Ende März in Berlin noch strenger Winter ist und wieso die Wahrscheinlichkeit auf weiße Ostern inzwischen wahrscheinlicher ist, als die auf weiße Weihnachten. Da ist doch sicher eine Verschwörung im Gange. Mindestens.
Aber nichts dergleichen, es ist laut Google und Wikipedia nur eine Störung. Eine Störung im sonst normalen Verhalten zwischen Islandtief und Azorenhoch, einer sogenannten nordatlantischen Oszillation (NAO). Der aktuelle NAO-Index – sonst meist in einem positiven Verhältnis – ist aktuell „stark negativ“, die Fachwelt spricht von einer High-over-Low-Lage, so dass extrem kalte kontinentale Luft aus dem Nordosten bis nach Mitteleuropa vordringt und uns einen fast arktischen Winter beschert.
Die sonst üblichen Westtiefs haben nicht genug Kraft, dem etwas entgegenzusetzen. Im Grunde ist es eine Ahnung dessen, was passieren würde, wenn der Golfstrom versiegt. Es gibt also keine Verschwörung, sondern lediglich eine meteorologische Abnormität die wohl regelmäßig auftritt, allerdings noch nie so extrem wie gerade aktuell. Insgesamt ist das alles sehr komplex und ich empfehle den entsprechenden Beitrag in Wikipedia, der die Zusammenhänge, auch mit anderen Wetterphänomenen ganz gut erklärt.
Ich bin jetzt zumindest schlauer und muss halt sehen wie ich zurechtkomme, ist ja noch keine Eiszeit. Wenn das jetzt allerdings zu einem dauerhaften Zustand werden sollte, trage ich mich ernsthaft mit Auswanderungsgedanken in wärmere Gefilde. Aber Europa scheint da ja nicht mehr zu reichen. Verdammt. Also doch lieber warme Klamotten kaufen, dicke Ohrenschützer und in Energieversorgeraktien investieren.