Nebel des Grauens

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In der Nacht trommelte der Regen ununterbrochen auf unser Wohnmobildach. Am Morgen war dann alles wolkenverhangen und diesig. So fuhren wir los, wieder auf der 50, in Richtung schwedische Ostküste. Auf den langen Hochebenen riss der Himmel dann auf und es wurde wieder sonnig mit Wolken, ideales Fahrwetter. Heute gibt es auch keine anzufahrende Ziele, wir wollen einfach nur weiter nach Norden. Bei Söderhamn schwenken wir auf die E 4 ein – entlang der Küste – und fahren über Sundsvall zu unserem heutigen Ziel am Ende einer Halbinsel, zu einem Campingplatz in Norrfällsvikens. Der liegt an der „Höga Kusten“ einem Küstenabschnitt, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.

Bei der Fahrt über die gleichnamige Brücke mit riesiger Spannweite, einen Sund überquerend, hängen die Wolken wieder so tief, dass man zeitweise nicht mal die Spitzen der Brückenpylone sieht. Kurze Zeit später und nach einigem Gekurbel über unbefestigte Sträßchen, über die uns unser Navi sinnlos leitet, checken wir gegen 18 Uhr am CP ein. Im weiten Rund des Campingplatzes herrscht ein gelbliches Zwiellicht und Nebel des Grauens mäandern durch den Föhrenwald und über die See. Wir machen es uns im Wohnmobil bei Wein und Salat gemütlich und holen uns neue Kraft für den morgigen Abschnitt.

Treppenlifter

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Die ersten sieben Schleusen am Eingang zum Gota Kanal – Foto: h|b

Was älteren Menschen erleichtert die Treppen hinaufzukommen, brauchen Schiffe, um Höhenunterschiede zu überwinden, wenn sie einen Fluß oder einen Kanal entlangfahren. Gleich elf an der Zahl, auf einer Strecke von vielleicht 600 Metern, gilt es zu durchschleusen, wenn man vom See Roxen in den Gotakanal möchte, um weiter Richtung Vänern zu fahren. Da braucht es von der Schiffsbesatzung viel Geduld und auch viel Aufmerksamkeit, ist man doch in der Regel nicht allein in der Schleusenkammer. Aus Gründen der Effektivität packen die Schleusenmeister immer gleich ein ganzes Paket, bevor der Auf- oder Abstieg beginnt. Dann heisst es warten. Das Wasser der jeweils oberen Schleusenkammer drückt sprudelnd und mit Macht in die untere Kammer, bis der Niveauausgleich hergestellt ist. Dann öffnet sich das Tor, alle rücken eins vor, das hintere Tor schließt sich und dann beginnt das Spiel von vorne.

Nach so viel Kraftaufwand müssen wir uns anschließend erstmal einen leckeren Kuchen gönnen, den wir uns aus Vadstena mitgebracht haben. So gestärkt brechen wir wieder auf und durchqueren im Laufe des weiteren Nachmittags kilometerweit schwedische Wälder und treffen am Abend etwas kaputt in Falun ein, wo wir auf einem Platz direkt unterhalb von zwei Sprungschanzen stehen. Hier – inzwischen von Südschweden nach Zentralschweden gewechselt – sind wir quasi schon im Wintersportgebiet. Nur gut dass Sommer ist. Morgen geht es weiter zur schwedischen Ostküste auf dem Weg zur finnischen Grenze.

Die große Überfahrt

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Heute bestand der Großteil des Tages darin, die Ostsee von Warnemünde nach Trelleborg zu überqueren. Die Huckelberry-Finn der TT-Line braucht dazu rund sechs Stunden, die wir ausgiebig zum Sonnenbaden genutzt haben. Vielleicht etwas zu ausgiebig, wir strahlen gerade mit dem Sonnenuntergangsrot über dem Vätternsee in Jønkøping um die Wette und einen eindeutigen Sieger gibt es nicht wirklich. Es ist jetzt viertel nach elf und der EM Traum der deutschen Mannschaft ist vor einer guten halben Stunde an einem schwarzen Italiener mit lustigem Irokesen geplatzt. Damit also kein Endspiel am Sonntag und die Fanmeile in Berlin kann abgebaut werden. Ohne schwarz-rot-goldene Fahnen geht da eh keiner mehr hin und wer will schon sehen, ob Spanien oder Italien Europameister wird. Wir setzen morgen unseren Weg nach Norden fort, der Weihnachtsmann wartet.

Es geht los

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Heute beginnt unsere große Skandinavientour und nach einem Start in strömenden Regen in Berlin, haben wir unser erstes Etappenziel Warnemünde bei blauem Himmel und Sonnenschein erreicht. Hoffentlich ein gutes Omen. Morgen früh geht es um acht Uhr mit der Fähre nach Trelleborg und dann immer nach Norden. Ob die Auslandsflatrate es erlaubt hier mit Bildern weiterzubloggen, wird sich erweisen, aber ein bißchen Text geht immer. Jetzt ist es 23 Uhr und dunkel, das wird sich aber im Laufe der Reise bald ändern. Ach ja, Spanien gewinnt im Elfmeterschießen gegen Portugal und könnte damit der Finalgegner der deutschen Mannschaft sein, wenn sie morgen ihr Spiel gegen Italien gewinnt. Glück auf.

Weltweiter Flüchtlingsirrsinn

Warnhinweise vor Hochhaus
Landminen sind in Kriegsregionen leider allgegenwärtig – Foto: h|b

Weltweit sind Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Gewalt oder Hungersnöten. Mal flüchten die Menschen vor einem Krieg im Kongo, mal vor einem religiösem Konflikt im Sudan, nirgends sind so viele Menschen auf der Flucht wie in Afrika. Dabei möchten Sie sicher wie wir, einfach nur in Frieden leben. Wer flieht oder vertrieben wird, muss meist mit wenig auskommen. Doch was heißt das?

Können wir uns vorstellen, plötzlich unsere Heimat verlassen zu müssen und mit Zehntausenden in einem Flüchtlingslager zu leben? Wissen wir, was es heißt, in den ersten Tagen mit 50 bis 100 fremden Menschen eine Latrine teilen zu müssen? Oder wie es ist, wenn man anfangs nur fünf Liter Wasser täglich erhält, um zu trinken, sich zu waschen, oder zu spülen?

Antworten unter anderem auf diese Fragen gibt die Ausstellung „Überleben auf der Flucht“, von der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ die noch bis nächsten Dienstag in Berlin am Potsdamer Platz gezeigt wird.