Caspar David Friedrich – Der Landschaftsschreiber

„Mit Gemälden, die stimmungsvolle Sonnenuntergänge zeigen, nebel­verhangene Gebirge und einsam betende Mönche wird Caspar David Friedrich nach 1810 zum berühmtesten Maler der deutschen Romantik. Dabei geht es dem Greifswalder weniger darum, was auf der Leinwand zu sehen ist, sondern vor allem um die Emotionen, die seine Werke auslösen. Sie sollen den Menschen tiefe Ehrfurcht vor dem Göttlichen lehren.“

So beginnt einer der vielen Artikel zum bekanntesten Maler der Romantik, Caspar David Friedrich. Vor 14 Tagen waren wir wieder zu Besuch in Berlin, der Stadt in der wir gute 20 Jahre gelebt haben. Tochter besuchen, Freunde treffen, aber auch um die Ausstellung zu Caspar David Friedrich in der alten Nationalgalerie zu besuchen. Wir hatten uns schon früh Online-Tickets besorgt, direkt vor Ort hätten wir keine Chance mehr gehabt. Die Schlange der Hoffenden, vielleicht doch noch ein Tagesticket zu ergattern, war frustrierend lang.

Wir sind direkt in die Ausstellungsräume zu den Bildern, stellen dann aber schnell fest, ohne Audiobegleitung macht das keinen Sinn. Also wieder zurück zum Eingang, Headset holen und erneut starten. Ohne vorherige Information oder eben die Begleitung des Audioguides wären uns viele Dinge schlicht verborgen geblieben. Unter anderem die, dass CDF aus heutiger Sicht eine frühe menschliche KI gewesen ist. Zumindest, was das malen von Bilder angeht. Für das folgende Bild „Der Watzmann“ müsste man nur einen entsprechenden Prompt für eine aktuelle Foto-KI wie „Midjourney“ schreiben, um vermutlich ein ähnliches Motiv zu bekommen. Der Felsen im Vordergrund entstammt laut Experten vermutlich einer Skizze aus seinen Reisen in den Harz. Selbst gesehen hat er den bekannten Berg nicht.

„An zahlreichen Beispielen konnte nachgewiesen werden, dass Friedrichs Kompositionen sich aus einer Reihe von exakten Naturstudien – seien es Bäume, Küsten oder Felsen – zusammensetzen, die oft nach Jahren aus dem Skizzenfundus für die Realisierung eines Bildgedankens herangezogen und in eine klar organisierte, kohärente Bildstruktur gefasst wurden“ schreibt die NZZ. Er war also so gut wie nie vor Ort, sondern imaginierte sich seine Bilder zusammen, an denen er bis zu drei Monaten oder länger malte.

Das betrifft auch seine bekanntesten Bilder, „Das Eismeer“ und die „Kreidefelsen auf Rügen„. Als ich einer Gruppenführung lauschen konnte, die gerade vor dem bekannten Kreidefelsen stand, machte der junge Mann darauf aufmerksam, dass man in Rügen nicht lange suchen brauche, dieses Motiv gab und gibt es nicht auf der bekanntesten deutschen Insel in der Ostsee. Fachleute gehen heute davon aus, dass es kein authentisches Gemälde ist, sondern sich aus mehreren Eindrücken vor Ort zusammensetzt. Es wird vermutet, dass ihn unter anderem die Viktoria-Sicht zu dem Gemälde inspiriert hat.

Es ist exakt komponiert und damit hat es auch viel mit der heutigen Fotografie zu tun. Eine gute Bildkomposition ist die halbe Miete für ein interessantes Foto. Wenn man sich das Bild betrachtet, ist es aufgeteilt in einen Vordergrund – den Menschen am Rande der Klippe – der dann in das Bild hineinführenden Felsen und das sich öffnende Hauptmotiv, die Ostsee, in der zwei kleine Schiffchen platziert sind. Als Rahmen fügt der Maler noch die Büsche und den Baum hinzu. Perfekt. So ähnlich würde ich auch heute ein Landschaftsbild versuchen zu fotografieren.

Auch das Bild am Anfang des Artikels, „Das Eismeer“, konnte er zu seiner Zeit niemals gesehen haben. Laut Audioguide ließ sich Caspar David Friedrich von einem harten Winter in Dresden inspirieren, in dem die zugefrorene Elbe Schollen bildete. Ein Bericht eines Polarforschers dazu, der mit seinem Schiff im Eis eingeschlossen war, ergänzte die Idee und das Bild entstand in seinem kargen Atelier. „Dieses graue Gemisch von Schiffstrümmern, Treibholz und Eismassen macht eine wunderbare und große Wirkung. Die Durchsichtigkeit und meergrüne Farbe des Eises ist Friedrich erstaunlich gelungen.“, schreibt Johann von Quandt 1822 an Julius Schnorr von Carolsfeld. Dem kann ich nur zustimmen. Auch dieses Bild ist wieder komplett nach gestalterischen Regeln durchkomponiert, wie der WiKi Artikel das beschreibt.

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