Berlin-Blues #14

„Treffen an der Weltzeituhr“ hieß ein Theaterstück an der Ellen-Key Oberschule, in der meine Tochter Mitte der 2000er im Rahmen der Theater-AG mitspielte und das Stück handelte auch genau davon. Wem die Weltzeituhr nichts sagt, war vermutlich auch noch nie in Berlin.

Es ist eine Konstruktion, die zum 20. Jahrestag der DDR 1969 eingeweiht wurde, und in 24 Zeitzonen die jeweilige Uhrzeit vieler Städte anzeigt. Quasi die „Karotte“ für die DDR Bürger, die damals keine Möglichkeit hatten, jemals einen der Orte zu besuchen, es sei denn, sie lagen zufällig im sozialistischen Osten. Oben drüber drehen sich die Planeten unseres Sonnensystems um die Sonne. Okay, die können wir – egal welcher Weltanschauung – immer noch nicht erreichen.

Erschaffen hat die Weltzeituhr Erich John. Im Sommer 1969 sollte Ost-Berlin einen neuen, zentralen Platz bekommen. Groß und eindrucksvoll, einer Weltmetropole würdig, so die Vorgabe der SED-Führung. Spätestens am 7. Oktober, dem 20. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik musste der Platz fertig sein. Gebaut wurde die Uhr dann von Arbeitern der Optischen Werke in Rathenow. Nach Feierabend. Allein mit DDR-Technik hätte der enge Zeitplan von neun Monaten Bauzeit nicht eingehalten werden können. Daher kam das große Kugellager für den sich drehenden Ring aus dem kapitalistischen Westen.

Zwischen Oktober und Dezember 1997 wurde die Uhr für 350.000 Mark saniert. Dabei wurden Städtenamen wie Leningrad in Sankt Petersburg und Alma Ata in Almaty aktualisiert. 20 neue Städte wurden hinzugefügt und die Zuordnung von Städten zu Zeitzonen geändert. Zu den erst 1997 hinzugefügten Städten gehören auch Jerusalem und Tel Aviv. Seit 2015 steht die Weltzeituhr unter Denkmalschutz (Wiki)

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