Vor genau 10 Jahren sind wir auf einer unserer ersten Touren mit dem noch recht neuen Wohnmobil in die Toskana gefahren. In Zeiten wie den Aktuellen, in denen Tourismus oder Reisen selbst ins benachbarte Bundesland schon eine eher theoretische Möglichkeit darstellen, ergreife ich die Gelegenheit ab und an eine unserer Reisen vorzustellen und wenn ihr möchtet, könnt ihr mich virtuell dabei begleiten. Timehop weist mich ja täglich darauf hin, wo ich vor Jahren gewesen bin, also sollte genug Futter vorhanden sein.
Die Reise in die Toskana startet mit einem langen Anlauf über Reit im Winkel bis nach Venedig. Von Berlin ca. 1200 Kliometer entfernt, einmal über die Alpen. In Punta Sabbioni gegenüber von Venedig gibt es einen kleinen Stellplatz und von dem kleinen Hafen in der Nähe fährt man mit den Wasserbooten in einer halben Stunde bequem und schnell direkt zum Markusplatz (San Marco). Kauft man sich gleich Tagestickets, kann man auch in Venedig die Boote auf dem Canale Grande benutzen.
Nach einem ganzen Tag in Venedig zieht es uns weiter Richtung Süden. Das nächste Ziel ist Cesenatico, eine kurze Remineszenz an frühere Urlaube in den Urlaubsghettos an der italienischen Adriaküste. Da unsere Reise im April stattfindet, wird an den Stränden aber erst noch alles für den kommenden Sommer vorbereitet. Nach einem nächtlichen Stopover besuchen wir am nächsten Tag einen der kleinsten Staaten der Welt: San Marino. Auf dem P 10 ist genug Platz für Wohnmobile, mit Fahrstühlen geht es dann in drei Etappen bis hinauf in die Burg. Dort wird man mit einem grandiosen Ausblick über das Land bis hinüber zur Küste belohnt.

Von hier fahren wir über viele Serpentinen und hunderte Kurven bis zum Castiglione del Lago und legen dort auf einem Campingplatz direkt am See einen Ruhetag ein. Man soll ja solche Reisen auch genießen und der Seele Gelegenheit geben hinterherzukommen. Nach der Pause machen wir uns auf den Weg in die „echte“ Toskana. Orte wie Montepulciano, Pienza und Montalcino lassen das Herz der Toskanafreunde höherschlagen. In Montalcino lassen wir uns einen leckeren Brunello schmecken und kaufen gleich ein paar Flaschen für die kommenden Abende ein. Der Tag klingt dann erneut an einem See aus, diesmal am Bolsanosee.

Auf dem Weg an die Küste besuchen wir dann unter anderem die malerische Tuffstadt Pitigliano. Man könnte meinen, die Einwohner haben sie direkt aus dem Stein gemeißelt. Mit Parkplätzen für Wohnmobile sind diese kleinen malerischen Städtchen allerdings nicht wirklich gesegnet und so muss man halt ab und an mal ein Stückchen laufen. Belohnt wird man in den kleinen Gässchen mit Geschäften, in denen es zum Beispiel leckere Wildschweinsalami, direkt aus der Region zu kaufen gibt.
Über viele „Tornante“ erreichen wir später am Tag Saturnia. Netterweise können wir bereits von der Straße oberhalb das ganze Gelände überblicken und entdecken auch den Parkplatz, der direkt oberhalb der Therme liegt. Dank unseres kleinen und tapferen WoMos passen wir zwischen zwei Begrenzungsstangen durch, welche die Einfahrt für größere Fahrzeuge unmöglich machen. Parken, Badesachen an und ab in die 37° warmen Schwefelquellen, um uns von allen Gebrechen zu heilen.

Am Ende des langen Tages schlagen wir unser Nachtquartier in Talamone auf, in der ersten Reihe mit unverbaubarem Blick auf den Golf die Talamone. Damit ist der südlichste Teil der Toskanatour erreicht. Ab morgen bewegen wir uns wieder Richtung Norden.
Auf den Spuren der Etrusker starten wir in die nächste Etappe. In Roselle besuchen wir eine Ausgrabungsstätte und anschließend schlendern wir durch San Gargano, einer Kirchenruine ohne Dach. Um diesen Ort windet sich eine ganze Sage, inklusive Schwert im Stein, nur ohne Merlin. Am Abend docken wir in Siena, direkt im Herzen der Toskana, auf dem Campingplatz ein, direkt über der Stadt gelegen. Mit einem Abendessen in der Stadt direkt mit Blick auf den Campanile beschließen wir den Tag.
Nach Siena nehmen wir wieder die Küste ins Visier, mit dem Ziel Livorno. Vorher aber statten wir noch dem „Manhattan“ der Toskana, San Gimignano, einen Besuch ab. Der beliebte Touristenort ist im Sommer ein völlig überlaufener „Place to see“, bereitet uns aber auch schon im Frühjahr Parkplatzprobleme. So fahren wir zum „offiziellen“ Stellplatz mit Shuttleservice und finden uns in einer Schlange wieder, die nichts gutes verheisst, da der Shuttlebus nur 8 Personen mitnehmen kann und für eine Tour rund 12 Minuten braucht. Mit etwas Glück können wir uns etwas vormogeln und sind doch recht schnell in dem kleinen Städtchen mit den Schuldtürmen, in dem sich bereits hunderte Menschen tummeln. Es geht zu wie beim Sommerschlussverkauf.

In Livorno angekommen ergattern wir auf dem Campingplatz hoch über dem Meer einen Logenplatz und beschließen zum zweitenmal die Gunst der Stunde zu nutzen und einen Ruhetag einzulegen. Mit eigener Veranda und weitem Blick über das Meer. Herrlich.
Leider geht der Urlaub langsam dem Ende zu und damit auch der Reisebericht. Nach Livorno besuchen wir – als Kontrastprogramm – noch Pisa. Was in Livorno die Ruhe war, ist in Pisa der Trubel. Touristen aus aller Herren Ländern drängeln sich rund um das Ensemble am „Schiefen Turm“ und versuchen lustige Fotos zu schießen, auf denen es dann aussieht, als würde man den Turm halten, oder wieder gerade rücken. Machen wir natürlich auch, logisch. Am Abend kehren wir in der Pizeeria „Toskana“ ein und beschließen spontan am nächsten Tag noch der toskanischen Hauptstadt Florenz einen Besuch abzustatten. Mit dem Wohnmobil erhält man Spontanität quasi frei Haus dazu.
Nach 100 km in Richtung Osten erreichen wir den Campingplatz Michelangelo in Florenz. Wunderschön gelegen, und das Zentrum von Florenz ist – zwar über steile Treppen – fußläufig zu erreichen. Etwas oberhalb des CP ist die Piazza Michelangelo, von wo man einen fantastischen Ausblick über die ganze Stadt hat. Danach mäandern wir fünf Stunden durch die Stadt und sehen uns alles genau an. Ab und an erwarten wir, dass Tom Hanks als Robert Langdon auf der Flucht vor seinen Verfolgern um die Ecke springt, um das „Inferno“ zu verhindern, aber nichts dergleichen passiert. So bleibt uns nur der Gang über die berühmte Ponte Vecchio zurück zur Piazza und zu einem herrlichen Sonnenuntergang über der Stadt.
Damit endet die Toskanatour, nun gehts in langen Etappen zurück nach Berlin. Natürlich mit viel toskanischer Sonne und edlen Tropfen im Herzen und dem Wunsch eines Tages wieder zurückzukommen. Wenn also Reisen wieder möglich werden sollte, ist es eines unserer nächsten Ziele, auf die wir uns sehr freuen. Vielleicht sogar schon im nächsten Jahr, wer weiß.