Vaxzefria


Was nach einem kräftigen bayrischen Fluch oder einer Bewohnerin eines rebellischen gallischen Dorfs klingt, ist der Name des Corona Impfstoffs von Astra Zenica. Der Impfstoff der immer wieder von sich reden macht, da er zuerst nicht an über 70-jährige verimpft werden sollte – dabei haben nur die Datengrundlagen gefehlt was die Testprobanden anging – und nun wurden in den letzten Wochen Todesfälle bekannt, die nach Verabreichung des Impfstoffes aufgetreten sind, sogenannte Hirnvenen-Thrombosen. Es ist zwar noch unklar, ob sie in einem ursächlichem Zusammenhang mit den Impfungen stehen, bei gut 1.8 Millionen Impfungen sind 3 Fälle eine so geringe Anzahl, dass sie vermutlich nicht mal in die Beipackzettel von Arzneimittel aufgenommen werden würden, aber sicher ist sicher. Jede:r Tote ist eine:r zu viel. Da diese Fälle bisher ausschließlich bei jüngeren Menschen aufgetreten sind und hier bei Frauen, wird das Mittel nun auch für unter 60jährige nicht mehr verimpft. Insgesamt traten bei rund 30 Personen diese Thrombosen auf.

Diese ganze Gemengelage führte nun dazu, dass in Berlin am letzten Mittwoch die nächste Gruppe Impflinge, nämlich die zwischen 60 und 69 aufgerufen wurden, sich telefonisch zu melden – eben ohne erhaltenen Impfcode – um einen Termin bis zum 11.4. in den Testzentren Tegel oder Tempelhof zu bekommen. Allerdings ausschließlich mit dem Impfstoff Vaxzefria von Astra Zenica.

Damit lag der Ball bei uns. In der vom RKI empfohlenen Impfreihenfolge lagen wir nach allgemeinen Berechnungen aktuell bei irgendwo um Mai, Juni herum, für die Erstimpfung. Ein Versuch ist es also Wert. Nach einem 7 Stunden Telefonmarathon mit rund 100 Anrufen bei der Hotline – es wäre ja auch zu viel erwartet gewesen, dass nach einer Ankündigung in Berlin auch gleich etwas funktioniert – haben wir einen Termin „in der Tasche“ und können direkt am nächsten Tag, dem Karfreitag zur Erstimpfung in THF aufschlagen. Da wir uns auch regelmäßig gegen Grippe impfen lassen, fehlt uns irgendwie dieses Misstrauen, was den Impfstoffen entgegenschlägt und freuen uns endlich einen Schritt weiterzukommen. Übrigens haben wohl über 400.000 Menschen versucht über die Hotline einenTermin zu bekommen. Von wegen „Impfunwilligkeit“.

Kurz nach vier am Karfreitag biegen wir mit dem Auto auf den großen Platz am Flughafen ein und ich komme leicht in Versuchung mit quietschenden Reifen über das Vorfeld zu brettern so wie bei der Formel-E die hier einmal im Jahr ihr Rennen austrägt. Aber leider sind nur 20 km/h erlaubt. Damn. Aber auch so kommen wir zum Ziel und stehen kurze Zeit später in der Warteschlange vor den Eingängen zum Impfzentrum. Scheinbar sind sämtliche Securitymenschen, die sonst Veranstaltungen oder Konzerte organisieren inzwischen aktiv an den Impfzentren im Einsatz. Es fühlt sich auch ein wenig so an wie bei einem Checkin bei einem Konzert. Unser „Termin“ ist um 16.45 Uhr, aber das ist eher so ein Richtwert. Wer erstmal in der Schlange steht steht, wird auch geimpft.

Grüppchenweise rücken die Menschen ins Innere des ehemaligen Flughafens vor bis wir dann auch an der Reihe sind. Fiebermessen, Einladung abgleichen, hinsetzen und warten. An der Decke hängen große Displays wo man sehen kann, welche Plätze aktuell frei oder belegt sind. Aber auch hier wieder nette Mitarbeiter:innen die alles im Blick haben, und die Impflinge in der richtigen Reihenfolge der ersten Station zuführen: Der Anamnese. Hier werden Papiere ausgefüllt, Patientendaten aufgenommen und Laufzettel erstellt. Nach ca. 10 Minuten folge ich den gelben Pfeilen in den nächsten Wartebereich. Kaum sitze ich, wird meine komplette Reihe aufgefordert nach vorn zu kommen und im Gang auf der nächsten Stuhlreihe Platz zu nehmen, wo sich gegenüber die Impfkabinen befinden. Auch hier wieder Displays, die die nächsten freien Plätze anzeigen.

Diesmal nimmt mich eine Mitarbeiterin des DLRG in Empfang mit einem Tablet in der Hand und begleitet mich in die Impfkabine. Nach kurzer Wartezeit taucht eine Ärztin auf, stellt sich kurz vor – bin mir unsicher ob ich jetzt auch meinen Namen sagen soll – aber ist ja quatsch, kann die sich eh nicht merken. Immerhin geht es hier zu wie in einem Taubenschlag. Kurzer Smalltalk, dann gibt es die Spritze. Die Nadel ist so dünn (Babynadel), dass ich den Einstich gar nicht merke und die Ärztin Mühe hat, dass obligatorische Pflaster richtig auf die Einstichstelle zu kleben. Das wars, vielen Dank, bleiben sie gesund und passen sie aufs sich auf. Nach einer knappen halben Stunde sitze ich im letzten Wartebereich und warte auf meine Frau, die mit mir beim impfen war. Ab nach Hause, Teil 1 der Impfung ist erledigt.

Gestern hatte ich dann ein wenig mit den Impfreaktionen zu kämpfen, der Körper muss den Angriff der mit Corona modifizierten Schnupfenviren ja irgendwie kompensieren. Ich hatte leichtes Fieber und insgesamt ein Gefühl kurz vor einem grippalen Infekt zu stehen. Etwas frierig und gereizte Haut. Kenne ich gar nicht mehr so ein Gefühl. Leg mich mit Paracetamol und heißer Zitrone früh ins Bett, mal sehn was der nächste Tag bringt. Und der ist völlig normal. Gut geschlafen, kein Kribbeln mehr, Fieber ist weg. Ich hoffe das wars. Die oben beschriebenen Fälle der Venenthrombosen können allerdings noch bis zu 14 Tagen nach der Impfung auftreten, aber ich hoffe, dass dieser Kelch an mir vorübergeht. Am 12. Juni gibt es die zweite Impfung und weitere 15 Tage später soll der Schutz vor dem Virus weitgehend vorhanden sein, schwere Krankheitsverläufe damit ausgeschlossen. Ob Geimpfte auch keine Überträger mehr sein können, wird aktuell geprüft. In dem Fall wären wir Ende Juni „safe“, wenn nicht wieder irgendwas anderes die ganzen Pläne durcheinanderbringt. Ich bin mal vorsichtig optimistisch.

Das Titelbild zeigt das Impfzentrum in der Arena in Treptow. Hier werden die älteren Bevölkerungsgruppen nach wie vor mit den dem Impfstoff von Pfizer/Biontech geimpft. In den Impfzentren selber sind Kameras oder die Nutzung von Smartphones nicht erlaubt.

  1. Lieber Harald das ist schön für dich und deine Frau. Endlich ein Schritt weiter. Hier in Erfurt hat man das Gefühl die Welt steht still. Nur zwei Apotheken die testen, die eine in der Stadt, so überlastet, dass man keinen Termin bekommt. Termine zum impfen, kannste vergessen. Ich habe nämlich gelernt, dass ich als Kontaktperson, will heißen, Pflege Person meiner Mutter, zur Gruppe 2 gehöre und bevorzugt einen Termin bekommen könnte. Leider stellt das impfportal nur fest, dass für meine Personengruppe kein impfzentrum gefunden werden kann. Bleiben wir also weiter zu Hause und warten ab. Viele Grüße Regina

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