Winter befohlen

Winterwelt am Potsdamer PlatzWinterwelt am Potsdamer Platz
Wie jedes Jahr, zu einem – wie immer – völlig überraschenden Zeitpunkt, eröffnet heuer die Winterwelt am Potsdamer Platz. Eben saß man noch bei einem Latte Macchiato in der warmen Spätsommersonne im Balzac, genoss den Blick über den weiten Platz hinüber zum Bahntower, schon wächst die große Rodelrampe in den Himmel und wartet nun auf den künstlichen Schnee aus der Skihalle in Senftenberg. Die diversen Holzhütten für die bald kommenden Weihnachtsfeiern und Firmenevents ordnen sich wie Satelliten um den Rodelberg. Ab kommenden Samstag heisst es dann wieder Gummireifenrodeln gut. Spannend wird es dann wieder zu beobachten sein, mit welchem Aufwand der Veranstalter versuchen wird den Schnee vom Tauen abzuhalten. Noch sind in Berlin nämlich keine winterlichen Temperaturen zu erwarten. Aber Winter ist ja schließlich keine Jahreszeit mehr, sondern richtet sich schon längst nach dem jährlichen Berliner Eventkalender.
Aufbau der Hütten vor dem BahntowerAufbau der Hütten vor dem Bahntower

Abenteuerspielplatz Berlin – Stadt

Der Anstieg beginnt mit dem Victory-Zeichen - Foto: h|bDer Anstieg beginnt mit dem Victory-Zeichen – Foto: h|b
Die Kinder werden ja heute, wie wir damals, mit den Helden aus den Comics groß. Nur hatten wir die Hefte, die Kids von heute haben die Filme. So wie sich Spiderman durch die Hochhausschluchten von New York hangelt, mit Leichtigkeit die Gebäude erklettert, so möchte manches Kind auch die Menschen vor dem Bösen retten. Eine gute Gelegenheit und mit ein wenig Phantasie bietet sich rund um den Berliner Fernsehturm. Zwar sind die eigentlichen Rampen inzwischen mit Gittern vor dem Erklettern geschützt, aber an den vier Ecken zur Zwischenetage gibt es noch die glatten Rampen, die geradezu einladen, ein wenig Spiderman, oder besser Spidergirl, zu spielen.
Mit Schwung die Rampe hinauf - Foto: h|bMit Schwung die Rampe hinauf – Foto: h|b
Mit Anlauf und ohne Netz und doppelten Boden hat man die obere Brüstung erreicht und kann nun auf dem Hosenboden wieder herunterrutschen. Geht natürlich auch auf dem Bauch. Wer möchte kann sich auch in Spinnenhaltung auf der Rampe hin- und her bewegen, ist aber dank der Schräge nicht ganz so einfach. Ach ja, für Väter eignet sich die Aktion, ein wenig Vertrauen in das kleine Spinnenmonster vorausgesetzt, um ein paar Actionfotos zu schießen, die aus der richtigen Perspektive nah an das wirkliche Abenteuer herankommen.
Über den Dächern der Stadt - Foto: h|bÜber den Dächern der Stadt – Foto: h|b

Abenteuerspielplatz Berlin – Natur

Abwurf vom Twister - Foto: h|bAbwurf vom Twister – Foto: h|b
Da kann man sich noch so schöne Spielplätze ausdenken, um die Kinder zu bespaßen, aber manchmal bietet das Vorhandene zusammen mit ein wenig Phantasie durchaus auch genug Spielanreiz. Nicht dass die Spielplätze und Spielgeräte am neuen Park am Gleisdreieck nicht genug bieten. Die chaotisch anmutende Verwendung von Holzblöcken regt zum balancieren und klettern an, die riesigen Schaukeln am Weg, lassen einen fast bis in den Himmel schaukeln und sich auf dem Twister zu halten, bedarf einer guten Körperbeherrschung.
Ein echtes Steckenpferd für Denise - Foto: h|b Ein echtes Steckenpferd für Denise – Foto: h|b
Aber trotzdem ist es dann ein Baum, der uns – trotz leichten Regens – länger im Park hält als geplant. Ein verwildertes Gelände direkt neben dem großen Abenteuerspielplatz beherberg einen alten Baum, der seine dicken, knorrigen Äste dicht über dem Boden klettergerecht entlangwachsen lässt. Einer der Astenden endet wippend gut einen Meter über dem Boden und eignet sich in den Augen von Denise hervorragend als Pferd. Man kann es reiten, striegeln, an der Trense herumführen und auch hin und wieder mit Blättern füttern. Nach drei gewonnen Rennen mit Jockey Denise und Jessica dem Vollblüter war es dann aber genug. Nur mit meinem Versprechen, ab und an mal nach Jessica zu sehen, konnte ich sie loseisen, um das nächste Abenteuer in Berlin zu suchen.
Pferde brauchen Zuwendung - Foto: h|bPferde brauchen Zuwendung – Foto: h|b

East Side Gallery Reloaded

Jim Avignon, East Side Gallery
Der neue farbenfrohe „Jim Avignon“ an der East Side Gallery – Foto: h|b
Die East Side Gallery wird von ihren künstlerischen Erschaffern gern schon mal zu einem der wichtigsten Weltwunder hochstilisiert, dabei ist es lediglich eine Hinterlandmauer, auf denen sich viele internationale Künstler in der Nachwendezeit 1990 mit großformatigen Bildern verewigten. Das konnte auch nur diese Mauer sein, da die anderen Mauern meist schon bunt verziert waren und dadurch in kürzester Zeit den Mauerspechten zum Opfer fielen. Die so entstandenen Bilder „dürfen“ eigentlich nur restauriert werden, sollte der Zahn der Zeit zu sehr an ihnen genagt haben. Das ist auch bereits mehrfach geschehen.

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Schattenmann

Schattenmann #1
Da die Sonne jetzt immer früher untergeht, steht sie auch sehr früh, sehr tief und ich kann kaum Bilder machen, ohne selbst auf dem Foto als Schatten zu erscheinen. Aber man kann ja auch das Problem zur Lösung machen und so entstand die kleine Serie „Schattenmann“. Neben mir sollte es noch grafische Elemente geben, um die Schattensituation noch stärker zu unterstreichen.
Schattenmann #2
Im ersten Bild sind das die rostenden Stangen an der Bernauer Straße, die den ehemaligen Mauerverlauf symbolisieren und hier sehr schön verjüngend aus dem Bild laufen. Das zweite Bild entstand im Inneren der Versöhnungskirche, auch ein Teil der Mauergedenkstätte, deren Außenwand aus Holzlatten besteht und so der Sonne Gelegenheit gibt die Streifen zu malen, in denen ich mich verstecken kann. Das letzte Bild ist mit künstlichem Licht entstanden, daher auch der exakt abgegrenzte Schatten. Im Rahmen des Festival of Lights werfen starke Strahler die Muster auf den Potsdamer Platz und wer vor dem Strahler steht ist einfach Teil des Kunstwerks.
Schattenmann #3

Herbstwirbel

Der Herbst im Wirbel der Farben - Foto: hb Der Herbst im Wirbel der Farben – Foto: hb

Aus langweiligen Blättern auf der Erde lässt sich mit einem kleinen Dreh noch ein interessantes Motiv herzaubern. Die Blende zu, dadurch eine etwas längere Belichtungszeit und während des Auslösens möglichst ohne zu verziehen, die Kamera leicht um die eigene Achse drehen. Ein Element des Bildes sollte scharf abgebildet werden, da sonst das Foto nur als unscharf wahrgenommen wird. Ein wenig Farbsättigung hinzu und schon hat man ein schönes „indian summer“ Foto.
Daten: Olympus E PL-3 mit Festbrennweite 17mm (34mm/Kleinbild) Blende 5.6, 1/20 Sekunde, ISO 200.

Demonstrare!

Viele bunte Fähnchen für Verschwörungstheoretiker - Foto: h|b
Viele bunte Fähnchen für Verschwörungstheoretiker – Foto: h|b

Vom Kanzleramt kommend sieht man zuerst eine Wiese voller kleiner, bunter Fähnchen. Sieht schön aus in der klaren Herbstluft vor den herbstlich verfärbten Bäumen, aber was ist das? Ein Kindergeburtstag bei dem die Gäste fehlen? Beim Näherkommen sehe ich, dass es Flaggen von Ländern sind. Europäische und Weltweit. Dahinter eine Plakatwand die auf eine Organisation hinweist, die unter staatenlos.info im Internet zu finden sein soll. Diese Domain ist allerdings gesperrt. Wenn ich es richtig verstanden habe, sind da wilde Verschwörungstheoretiker am Werk, die alle Deutschen für staatenlos halten, da die Voraussetzungen für einen deutschen Staat nie geschaffen wurden. Weiter bin ich nicht gekommen, danach wurde es mir zu obskur. Weiterlesen „Demonstrare!“

34 Millimeter

Herbstliches Farbenspiel - Foto: h|b
Herbstliches Farbenspiel – Foto: h|b

Das letzte Mal als ich einen Fotoapparat mit einer festen Brennweite genutzt habe, muss schon eine ganze Weile her sein, irgendwann in den 80ern würde ich sagen. Für meine analoge Olympus hatte ich ein 50er, ein 35er und ein 28er. Das 50er am lichtstärksten, mit einer 1,4er Offenblende. Mit der digitalen Kamera Anfang 2000 hielten auch die Zooms Einzug. Ein 14-54 und ein 50-200 – da Olympus mit dem Fourthirds-System einen Cropfaktor von 2 hat, muss man die Brennweiten mit 2 multiplizieren – reichten für alle Gelegenheiten aus.
Fotografieren heute - Foto: h|b
Fotografieren heute – Foto: h|b

Mit dem Olympus mFT-System rückten die festen Brennweiten neben den Zooms wieder stärker in den Fokus der Entwicklung. Durch den Wegfall des Spiegels sind andere Auflagenmaße möglich, was die Entwicklung spezieller Objektive reizvoll macht. So ganz genau weiß ich nicht, wieso man Festbrennweiten einem Zoom vorziehen sollte, verliert man doch den Vorteil von jedem Standort den optimalen Ausschnitt wählen zu können. Klar, ein Zoom in einer akzeptablen Preisklasse, hat einen Blendenbereich der viel Licht voraussetzt. Je lichtstärker, desto teurer. Das neue Olympus 12-40 (24-80) mit einer durchgehenden Lichtstärke von 2,8 kostet stolze 1000€.
Herbstliche Farben und Klänge - Foto: h|b
Herbstliche Farben und Klänge – Foto: h|b

Insgesamt also eine gute Gelegenheit mal etwas neues auszuprobieren. Mit der neuen E PL-3 habe ich ja schon abgerüstet, und nun habe ich mir gebraucht ein 17 mm, Blende 2,8 über ebay geshoppt. Das entspricht mit umgerechnet 34 mm Kleinbild der klassischen Linse für Streetfotografie. 34 mm entsprechen in etwa unserem natürlichen Sehverhältnis. Die Kamera wird damit auch noch etwas kleiner und gegenüber dem Kitzoom 14-42 auch ein Stück lichtstärker. Ideal für das fotografieren ohne groß aufzufallen.

Da das Wetter in Berlin heute bedeckt aber trocken ist, bin ich gleich mal los in die freie Wildbahn. Vom Hauptbahnhof laufe ich rüber zum Kanzleramt, wo die Bäume in knalligen Herbstfarben darauf warten auf die Speicherkarte gebannt zu werden. Auf dem Weg zum Alexanderplatz, „Unter den Linden“ entlang, ergeben sich verschiedene Möglichkeiten das Objektiv unter Streetbedingungen zu testen. Da ich mit Begleitung unterwegs bin, muss es auch meist schnell gehen. Der erste Eindruck gefällt mir, das Objektiv hält was es verspricht, Berlin ich komme.

Sysiphusarbeit

20131009-214728.jpgDer Kleber klebt Plakate – Foto: h|b
Wer ab und an durch Friedrichshain läuft, speziell die Gegend um die Warschauerbrücke, wird Laternenmasten sehen, die meterdick von Plakaten ummantelt sind, Stromkästen, die doppelt so tief sind, wie zu ihrer Aufstellung und Mauern gegen die man fallen könnte, ohne sich zu verletzen. Auf den Plakaten wird für alles mögliche geworben, hauptsächlich aber für Partys, Konzerte, neue CDs, Künstler….

Zu bestimmten Zeiten ziehen die Kleber durch den Kiez, zu Fuß oder auf dem Fahrrad, mit Wägelchen und Leiterchen. Aber immer mit einer Menge neuer Plakate, Kleistereimer und dickem Pinsel. Manchmal folgen sie so dicht hintereinander, dass die erste Plakatschicht kaum trocken ist, bevor die nächste Schicht geklebt wird. Was das Ganze bringt, hat sich mir auch noch nicht so recht erschlossen. Ich vermute es gehört zur Kiezfolklore.
20131009-214832.jpgDie BSR sammelt sie wieder ein – Foto – h|b
Aber an und ab ist „Ausmisttag“. Da zieht die BSR durch den Kiez, bewaffnet mit Spachtel und Messern und fetzt alle Plakatschichten der letzten Wochen ab. Von den Mauern, vom Stromkasten, von Laternen- und Ampelmasten. Die versammelte Clubkultur liegt zerfetzt und vermatscht auf der Erde und wartet auf die nachfolgenden Aufräumkommandos. Ab morgen gilt dann wieder: Gott gebe, es klebe.

Warnemünde … a-ja

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„Wir sind wieder hier, in unsrem Revier, warn nie wirklich weg, haben uns nur versteckt“. So, oder eher ähnlich, sang seinerzeit Marius Müller-Westernhagen einen seiner Songs. Uns geht es ja auch so und daher sind wir wiedermal aus der Hauptstadt und vor allem vor dem Einheitstrubel geflüchtet. Diesmal mit meinem Arbeitgeber, der Bahn, nicht mit dem Wohnmobil. Ausnahmsweise fuhr sogar ein ICE. Eine irgendwie geartete Regelmäßigkeit im Fahrplan ist allerdings nicht zu erkennen. Die nächsten Tage fährt nämlich kein ICE und zurück müssen wir mit dem RE. In zweieinhalb Stunden sind wir direkt von Berlin bis nach Warnemünde gefahren, perfekter geht es nicht. Allerdings über Schwerin, die direkte Strecke scheint immer noch gesperrt zu sein.

Gespannt laufen wir am alten Strom entlang, über die Promenade zum a-ja Ressort. Dort haben wir diesmal ein Zimmer für drei Nächte gebucht. Das Hotel direkt neben dem Neptun hat in diesem Frühjahr aufgemacht und wir haben quasi den Aufbau über die letzten Jahre mitbekommen. Im gleichen Aufwasch wurde auch endlich die heruntergekommene und lange Jahre geschlossene Badewelt wieder hergerichtet und gehört jetzt zum SPA des Hotels. Der Check-In läuft problemlos und kurze Zeit später schauen wir aus dem Fenster im siebten Stock weit über die Ostsee. Alle Zimmer haben Meerblick.
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Um das lange sitzen im Zug zu kompensieren, machen wir uns auf den Weg nach Wilhelmshöhe. Immer am Strand entlang. Zur Stärkung am Ziel ordern wir erstmal zwei Portionen leckeres Kesselgulasch und zur Einstimmung für den Kurzurlaub noch ein Pikkolösche. Dazu genießen wir den weiten Blick von der Klippe über die von blauem Himmel überspannte Ostsee. Zurück in Warnemünde klatschen wir erstmal den Leuchtturm an der Mole ab, unser Ritual. Bringt uns Glück. Daran glauben wir jedenfalls ganz fest. Am Abend geniessen wir einen fantastischen Sonnenuntergang aus unserem Zimmer. Froher Vereinigungstag oder so.
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