Le Tréport

Le Tréport und Mers-les-Bains

Hoch oben über der Stadt, direkt auf der Klippe befindet sich der Stellplatz für die Wohnmobile. Zwischen Klippenrand und Stellplatz ist nur die Straße und ein kleiner, grüner Rasenabschnitt. Dahinter geht es rund 100 Meter in die Tiefe. Aber keine Gefahr, wir stehen sicher. Um es den Bewohnern der Stadt etwas zu erleichtern, hat man direkt in die Klippen einen „Fahrstuhl“ eingebaut, die „Tréport Terasse“. Dieser erspart einem immerhin 350 Treppenstufen nach oben steigen zu müssen.

Le Tréport ist ein nettes kleines Hafenstädtchen und liegt auf der Südseite des Hafens. Mers-les-Bains liegt direkt auf der anderen Seite, mit großem Strand und einer langen Promenade und bunten Holzhäusern in einer Art Bäderarchitektur. Auch hier wird noch wie verrückt geputzt und gewienert, denn in knapp 14 Tagen beginnen in Frankreich die zweimonatigen Sommerferien. Dann bricht hier, wie in vielen anderen Orten wo wir die letzten drei Wochen waren, der Sommerwahnsinn aus. Alle Franzosen stürmen dann die Küsten und jedes Zimmer und jeder Stellplatz wird dann belegt sein.

Ein guter Grund für uns hier langsam die Zelte abzubrechen. Morgen fahren wir die letzte Etappe nach Boulogne-sur-mer, sagen dem Ärmelkanal „Atschöö“ und begeben uns auf den langen Rücksturz nach Hause. Nach Deutschland. Nach Berlin. Merci Frankreich, war „très bien“ bei dir.

Étretat

Der Elefant trinkt Wasser

Heute morgen sind wir bei Le Havre über die „Pont de Normandie“ gefahren, eine gigantische Brücke mit zwei riesigen Pylonen und mächtigen Drahtseilen, die hier die Seine überspannt. Damit haben wir das letzte Teilstück unserer Tour erreicht. Weit sind wir danach nicht mehr gefahren, denn wir wollen ja die weißen Felsen von Étretat besuchen. Der, den wir hier auf dem Bild sehen, hat den Namen „Porte d’Aval“ und sieht, mit etwas Fantasie, aus wie ein Elefant, der mit seinem Rüssel Wasser trinkt. Die Felsnadel daneben nennt sich „Aguille“. Étretat ist ein netter, kleiner Küstenort, der sich, eingerahmt von den berühmten Felsen, zum Ärmelkanal öffnet. Auf jeden Fall ein Besuch wert.

Honfleur

Heute Nachmittag haben wir nach fünf Tagen den Bereich der Landungsstrände in der Normandie mit vielen persönlichen Eindrücken verlassen. Wir haben viele Mahn- und Denkmäler gesehen, Museen besucht, anrührende Filme angeschaut, und trotzdem ist das alles nicht wirklich fassbar. Was letztendlich bleibt sind Kreuze. Daher ohne weitere Worte, drei Bilder von Friedhöfen der Gefallenen. In der Reihenfolge: Amerika – Colleville-sur-mer – 9387 Gräber, England – Douvres-La-Délivrande – 1123 Gräber und Deutschland – La Cambe – 21 222 Gräber. Ruht in Frieden.

Amerikanischer Soldatenfriedhof in der Normandie

Britischer Soldatenfriedhof in der Normandie

Deutscher Soldatenfriedhof in der Normandie

Vierville-sur-mer (Omaha Beach, Normandie)

John Steel am Kirchturm von Saint-Mére-Eglise
John Steel am Kirchturm von Saint-Mére-Eglise – Foto:h|b

Heute sind wir an den Landungsstränden der Alliierten in der Normandie angekommen. Da der Jahrestag erst eine Woche zurückliegt und weitere Feiern noch den ganzen Juni über stattfinden, ist hier alles bunt geschmückt. Aus den Häusern hängen die Fahnen der Befreier, die Straßen sind überspannt mit kleinen Fähnchen, selbst die Schaufenster sind mit entsprechenden Motiven bemalt. Die Normandie ist voll im D-Day-Fieber. Viele Amerikaner sind unterwegs, besuchen ihre „Memorials“, ihre Friedhöfe und die vielen Museen entlang der Küste.

Fast jede Waffengattung hat irgendwo ein speziell für sie aufgestelltes Denkmal, zur Zeit alle mit Blumengebinden und Gedenkschleifen verziert. Das beste Museum bisher, steht in Sainte-Mére-Eglise. Dieser Ort erlangte Berühmtheit, weil hier ein Fallschirmspringer der Luftlandedivisionen mit Namen John Steele am Kirchturm hängenblieb. Diese Szene findet auch im Film „Der längste Tag“, u.a. mit John Wayne, seine Verwendung. Der damalige Bürgermeister der Stadt setzte sich für das Gedenken ein und daher ist hier das Museum der Luftlandetruppen beheimatet, ein sehr gut umgesetztes Museum. Hat mir gut gefallen.

Omaha Beach in der Abendsonne
Selfie vor Omaha Beach in der Abendsonne – Foto: h|b

Anschließend besuchen wir noch Utah Beach am Strand von „La Madeleine“, auch hier wieder Memorials und ein Museum und zum Abschluss des heutigen Tages fahren wir zum riesigen deutschen Soldatenfriedhof bei „La Cambe“. Das reicht uns dann auch als Geschichtslektion für einen Tag und wir beenden Tag 1 der „Operation Overlord“ auf einem Campingplatz in Vierville-sur-mer, auf Klippen direkt oberhalb des Omaha Beach. Uns bleibt nur ein „Danke“ an die vielen Freiwilligen, die das Andenken bewahren und ein hoffnungsvoller Ruf: „Nie wieder Krieg!“ Aber das bleibt wohl auch in Zukunft auf der Welt lediglich ein frommer Wunsch. Vielleicht wenigstens in Europa.

Mont St-Michel

Der Mont St-Michel in der Normandie

Heute Mittag haben wir die Bretagne verlassen und sind hinüber in die Normandie gewechselt. Dort steht gleich ein architektonischer Höhepunkt an, den tausende Menschen täglich besuchen. Der Mont St-Michel. Als Hotspot ein Muss. Daher reihen wir uns in die Mengen ein und steigen einmal bis ganz nach oben empor. Treppenstufe um Treppenstufe geht es hinauf, bis der Blick weit bis zum Horizont reicht. Viel Sand drumherum, und ganz hinten irgendwo … das Meer.

Cap Fréhel

Der Leuchtturm am Cap Fréhel
Der Leuchtturm und die Klippen am Cap Fréhel in der Abendsonne – Foto: h|b

Heute haben wir die „Perle der Smaragdküste“ erreicht, das Cap Fréhel. Gestern waren wir noch an der „Cotê de Granite Rose“. Damit nähert sich unsere Tour durch die Bretagne langsam dem Ende und die Normandie wartet auf uns. Morgen besichtigen wir die Stadt der Freibeuter „St-Malo“, und dann steht einer der Höhepunkte der Tour an, der Besuch von Mont-St-Michel.

Côte des Abers

Der „Aber Wrac’h“ in der Bretagne – Foto: h|b
Heute sind wir die Küste der Widersprüche entlanggefahren. „Abers“, das keltische Wort für Flussmündung, entstanden am Ende der letzten Eiszeit durch abschmelzende Gletscher. Drei von ihnen haben wir heute überquert. Den „Aber Ildut“, den „Aber Benoît“ und den „Aber Wrac’h“. Je nach Tide sind sie mehr oder weniger gefüllt und ziehen sich vom Meer weit ins Landesinnere. Zwischendurch sind wir immer wieder mal zur Küste gefahren, um einen weiteren Leuchtturm zu „erlegen“. Die Sammlung wächst unaufhörlich. Und Einer ist schöner als der Andere. Langsam nähern wir uns dem Ende der Bretagne und steuern auf die Normandie zu. Morgen geht es aber erstmal die „Côte de Granit Rose“ entlang. Bonne nuit.

Pointe de St-Mathieu

Leuchtturm an der bretonischen Atlantikküste
Der Leuchtturm am „Pointe de St-Mathieu“ – Foto: h|b

Heute gehen wir auf Leuchtturmfang entlang der Küste. Vom „Pointe du Raz“, dessen Leuchtturm bereits gestern abgehakt wurde, über den „Pointe du Van“, der statt Leuchtturm eine kleine Kirche hoch über den Klippen sein Eigen nennt, vorbei am „Pointe du Millier“, dessen Leuchtturm kaum als solcher zu erkennen ist, zu unserem Tagesziel dem „Pointe de St-Mathieu“. Hier finden wir nun endlich den klassischen rot-weißen, schlanken Leuchtturm. So muss ein Leuchtturm aussehen. Perfekt.

Drumherum mäandert eine alte Klosteranlage mit einer pittoresken Kirche und einem Portal aus dem 16. Jahrhundert. Früher was es Teil der riesigen Kirche, heute steht es allein zwischen den übriggebliebenen Gebäuden, hat aber nichts von seiner Wucht eingebüßt. Rund um den Leuchtturm ein herrliches Ensemble von Klippen auf die der Atlantik einpeitscht. Also wenn Flut ist und auch die Wellen entsprechend an Land rollen. Heute ist – wie bereits die ganzen Tage – der Atlantik eher ein sanftes Kätzchen. Nicht zu vergleichen mit den Stürmen die hier noch vor rund acht Wochen getobt haben müssen.

Morgen beginnt die letzte Etappe entlang der bretonischen Küste, die uns bis zum kommenden Montag zum Mont St. Michel bringen wird. Bis dahin hoffen wir noch ein paar Leuchttürme einzufangen, einer davon sogar der höchste Frankreichs. Bon Voyage, oder wie die Franzosen zu sagen pflegen.

Pointe du Raz

Pointe du Raz

Heute auf unserer Tour den westlichsten Punkt von Frankreich erreicht, den „Pointe du Raz“ im Département Finistère in der Bretagne. Der vorgelagerte Leuchtturm links der Felsen im Sonnenuntergang.

L’Herbaudiere Noirmoutiere-en-I’Ile

Die Atlantikküste auf der Insel Noirmoutier
Die Atlantikküste auf der Insel Noirmoutier – Foto: h|b

Am Donnerstag sind wir am fast östlichsten Punkt Deutschlands aufgebrochen, um heute nach rund 1800 Kilometern am fast westlichsten Punkt Frankreichs, in L’Herbaudiere, an der Atlantikküste zu stehen und uns am Sonnenuntergang zu erfreuen. Zum letzten Bericht, ein Kontrastprogramm wie es stärker nicht sein könnte. Weg von den deprimierenden Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs an der Meusse, weit hinüber ans friedliche Meer, dessen Wellen unter uns leicht an den Strand schlagen. 

Hier legen wir eine Pause ein, um dann von hier aus unsere Bretagne- und Normandietour zu starten. Dort werden wir spätestens in der übernächsten Woche wieder daran erinnert, dass das Meer auch unfriedlich sein kann. Wir erreichen dann die Strände Utah-, Omaha-, Gold-, Juno- und Sword Beach, so benannt in der „Operation Overlord“. Am 6. Juni 2014 jährt sich die Landung der Alliierten an der Normandie zum 70sten Mal. Große Feierlichkeiten stehen an. Wir werden aber erst danach die Strände erreichen, auf denen tausende Soldaten ihr Leben verloren haben, um Europa vom Irrsinn des „tausendjährigen Reichs“ zu befreien. Damit wir heute hierherfahren und friedlich mit allen Nationen gemeinsam ein Glas Wein trinken können. In diesem Sinne: Santé.