Das Triple

Aller guten Dinge sind ja drei. Sagt man so. Nach 2005 – unserem ersten Mal – und 2012 – über Schweden und Finnland zum zweiten Mal, wollen wir 2024 zum dritten Mal das Nordkapp besuchen. Dazu wählen wir diesmal eine entspanntere Anreise mit einem Schiff, statt erst wieder mit dem Wohnmobil weit durch das Land zu fahren. Unser Ziel – und natürlich auch das des Schiffes – heißt Honningsvåg, von wo aus wir die 37 km in lächerlichen 45 Minuten mit dem Bus zu den Nordkapphallen hinter uns gebracht hätten. Entspannung pur. So weit der Plan.

Am letzten Hafen vor unserem Ziel, in Tromsø, zerschlägt sich allerdings dieser Plan. Durch eine „wetterbedingte“ Planänderung der Schiffsroute landen wir in Alta. Fast 1000 Passagiere, die die Tour zum Nordkapp gebucht haben, brechen mehr oder weniger in Panik aus. Kein Nordkapp? Das ist aber doch das Ziel, wegen dem die meisten Menschen auf der AIDAbella dieses Reise überhaupt gebucht haben. Schließlich heißt die Reise „Mit der AIDA zum Nordkapp und den Lofoten“. Du liebe Güte, was sollen wir tun?

Es beginnt eine hektische Recherche an Bord, welche Alternativen es gibt, um von Alta doch noch zum Nordkapp zu kommen. AIDA hatte lediglich achselzuckend die gebuchten Touren storniert und bemühte sich irgendwie um Alternativen. Alles sehr vage. Schneller Check, der Liegeplatz in Alta liegt direkt neben dem Flughafen. Was gibt es an Flughäfen? Richtig, Autovermietungen. Haben wir noch Empfang? Okay, dann buchen. Statt 37 km Bus eben 230 km mit dem Auto. Die Strecke kennen wir ja noch so grob. Und Nordkapp muss sein. Jetzt wo wir schon so weit gekommen sind. Wäre ja noch schöner.

Am nächsten Morgen spielen sich dramatische Szenen am Flughafen ab, da der Ansturm der unerwarteten Mieter das System gnadenlos überbucht hat. Wir haben aber Glück, sind vorn auf der Liste und können ein kleines Auto ergattern. Kurz nach zehn sind wir auf der Piste in Richtung Norden. Soweit, bis es nicht mehr weitergeht, am – fast – nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes, dem Nordkapp. Vorbei an Rentieren, Steintürmchen und entlang endloser gerader Straßen bewegen wir uns gemächlich auf unser Ziel vor.

Nach gut drei Stunden stellen wir unser Auto auf dem Parkplatz ab und machen das, was Alle machen, die den Weg hierher gefunden haben: Wir machen ein Selfie von uns mit der Nordkappkugel. Mission completed, das Triple ist geschafft. Ich kaufe mir noch eine neue, warme Nordkappmütze – die gibt es exklusiv nur hier oben – für den kalten Winter in Überlingen, schieße jede Menge Fotos und bin rundum zufrieden. Das Wetter beschert uns Sonne und blauen Himmel. Von einem Sturm, wegen dem wir ja nicht anlaufen konnten, ist weit und breit weder etwas zu sehen, noch zu spüren. A perfect day. Für uns. Für viele andere Reisende leider nicht.

Nach gut zwei Stunden machen wir uns wieder auf den Rückweg und schaffen noch einen kleinen Abendhappen im einzigen Restaurant der AIDAbella zu uns zu nehmen, was noch aufhat. Wir lassen den Tag Revue passieren und können es gar nicht fassen, dass wir und mein Trolli zu den Glücklichen gehören, die das Nordkapp doch noch erreicht haben. Auch wenn es zum dritten Mal war. Eine gewisse Faszination zu bestimmten Zielen ist halt immer gegeben.

Nach gut 500 Kilometern stellen wir das Auto am Flughafen wieder ab, sind froh nichts kaputt gemacht zu haben und beschließen den Abend in der Oceanbar mit ein paar alkoholfreien Cocktails. Zum Schluss gibt es noch ein Foto eines besonders fotogenen Rentierhirsches, den ich direkt an der Straße vor einem Tunnel auf die Speicherkarte bannen konnte.

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