„Ich bau dir ein Schloss so wie im Märchen…“ sang Heintje bereits im Jahr 1968, als in Ost-Berlin noch eine andere Art von Gebäude in Planung war, dass dann 1974 Richtfest feiern konnte: Der Palast der Republik. Die Monarchie war irgendwie out und so richtig coole Schlösser gab es nur in Frankreich. Aber die Zeit überdauert Ideen und warum nicht die Zeit etwas zurückdrehen? So ein bisschen preussisches Feeling am angestammten Platz? Also wurde nach der Wende flugs ein Grund gefunden, das alte DDR Relikt loszuwerden: Asbest.
Das Marx-Engels-Forum in der Nähe des Roten Rathauses ist ein echtes DDR-Relikt. Es zeigt Karl Marx und Friedrich Engels – die Urväter des wissenschaftlichen Kommunismus – als überlebensgroße Figuren. Hat unsere Enkeltochter damals aber nicht davon abgehalten drauf rumzuklettern und die großen Hände zu bestaunen.
Die Metamorphose vom Palast der Republik zum Stadtschloss, respektive Humboldtforum findet mit diesem Beitrag sein Ende. Die Eröffnung hat ja stattgefunden, aber rein können wir – dank Corona – leider noch nicht. Aber auch das äußere Erscheinungsbild, endlich ohne Kräne und Bauzäune, macht einen schmucken Eindruck. Ein bisschen Baustellengerümpel liegt noch herum, dass kann aber auch schon die Vorbereitung für den Bau der „Einheitswippe“ sein. Die fehlt ja noch im Ensemble.
Wir schreiben das Jahr 2016 und der Bau des Humboldt Forum (formerly known as „Stadtschloss“) schreitet sichtbar voran. Der Rahmen steht, also Zeit für einen „Tag der offenen Tür“, dem noch einige folgen werden. Die Wege durch den Rohbau sind vorgegeben, es gibt Essen und Trinken und vom Dach aus, kann man die künftige Kuppel betrachten.
Humboldtforum Dach – Foto: h|b
Es gibt spezielle Rosenzüchtungen die man kaufen kann, eine davon lebt heute bei Freunden in einem kleinen Garten in Eschborn. Die „Schlossrose“ erfreut sich nach inzwischen 5 Jahren noch bester Gesundheit.
Im Maßstab 1:775 entstand 2012 anlässlich des 775 Jahre Stadtjubiläums auf dem Schlossplatz ein überdimensionaler Berlin-Stadtplan . Dort konnten sich die Berlinerinnen und Berliner ihre Stadt auf 50 mal 50 Metern ganz genau anschauen. Meterhohe Stecknadeln markierten 125 wichtige Orte, die für Berlins Buntheit, Vielfalt und kosmopolitischen Sound stehen. Am 24. August wurde dieser begehbare Stadtplan eröffnet – „Berlin in kleen“ als die Attraktion der Stadt zu ihrer 775-Jahrfeier.
1:775 – Foto: h|b
Natürlich eine tolle Möglichkeit mit der Kamera loszuziehen und dem Schlossplatz mal wieder einen Besuch abzustatten. So viele Menschen auf einem kleinen Raum ist man ja zwischenzeitlich gar nicht mehr gewohnt. Wird einem schon beim betrachten der Fotos ganz schwummrig 😉
Das war dann auch die letzte mir bekannte und fotografisch dokumentierte Aktion zur Zwischennutzung. Danach begann der Bau des Humboldt Forums/Schlosses. Im nächsten Beitrag finden wir uns bereits am „Tag der offenen Tür“ in 2016 wieder. Bis dahin noch 2 Bilder aus der damaligen Kunstaktion.
Wir schreiben inzwischen 2011 aber mit dem Aufbau des Schlosses wurde noch nicht begonnen. Dafür steht jetzt dort seit diesem Jahr die Humboldt-Box. Sie informiert die Besucher über Geschichte, Bau und Zukunft des Stadtschlosses und des Humboldt Forums sowie über neue und interaktive Ausstellungskonzepte, die für das Humboldt Forum entwickelt werden. Von der Dachterasse genießt man bei Kaffee und Kuchen den weiten Blick auf die Straße unter den Linden, oder auf die Ausgrabungen der Schlossbaustelle.
Im Winter 2010 fand auf der grünen Wiese des Schlossplatzes ein Happening statt. Ende Januar demonstrierten hier hunderte von Schneemännern bei -10° C zur Freude der Berlinerinnen und Berliner auf dem Schlossplatz in Berlin für mehr Engagement gegen die Klimaerwärmung. Von dieser war allerdings in diesem Winter kaum etwas zu spüren, sollte er doch als einer der längsten und schneereichsten in die Annalen von Berlin eingehen. Selbst die Kinder hatten irgendwann genug von dem weißen Zeugs und der Rodelberg im Friedrichshainer Volkspark verlor an Attraktivität. In dem Jahr konnte man sogar Eishockey auf dem Weissensee spielen. Ein echt verrückter Winter mit coolen Schneemänner und – frauen als temporäre Platzhalter für das Stadtschloss.
Nach dem erfolgten Abriss wuchs erstmal Gras über die Sache. Die Schlossbefürworter sammelten derweil Geld für den Wiederaufbau ihres Herzensprojektes. Einen Großteil steuerte zwar der Bund zu – also wir alle – aber es musste auch privates Kapital zugeschossen werden, um das Stadtschloss wie gewünscht aufbauen zu können. Gerade die Kuppel war ein finanzieller Streitpunkt.
Die Berliner nahmen die so entstandene Freifläche zwischen Spree und Dom, mit Blick auf den Fernsehturm begeistert an und erholten sich im Sommer 2009 von den städtischen Strapazen. Viel mehr war glaub ich auch nicht los, aber für ein paar fotografische Impressionen hat es noch gereicht.
2006 beginnt der Abriss des Palastes der Republik. Einwände zum Erhalt des Gebäudes von Grünen und PDS wurden im Bundestag letztlich abgelehnt, auch der Petitionsausschuss des Bundestages lehnte 880 eingegangene Einwände ab. Die Entscheidung war damit gefallen und endgültig. Eine Sprengung kam durch die Lage mitten in der Stadt nicht in Frage, so wurde es ein „selektiver Rückbau“. Gegen Ende blieben nur noch die Treppenhäuser stehen, bis etwa 2008 der letzte Turm des ehemaligen Palastes gefallen war. Übrig blieb eine leere Fläche. Die Geschichte des Rückbaus in Bildern.