
Der Suicide Circus entlässt frühmorgens die Partycrowd ins Freie. Ein letztes Bild im Fotoautomat, dann geht es nach Hause in die WG zum auspennen. Wenn ich im Sommer morgens auf dem Weg zur Arbeit bin, kommen mir die oft verpeilten Pärchen, nach Bier und Zigaretten riechend, entgegen, oder sitzen mir in der Straßenbahn debil kichernd gegenüber. Weiß dabei nie ob ich neidisch sein soll, oder froh aus dem Alter raus zu sein. Als ich noch mit der S-Bahn von der Warschauer gefahren bin, waberte Montagmorgens leise das Technogewummer aus dem alten Gemäuer auf dem RAW Gelände herüber. Bis die Türen der S-Bahn sich zischend schlossen.
Kiezkalender #12

Was haben wir hier schon gefeiert. Die „White Nights“, spontanes Silvester am 30.12., viel lustiger als am 31., 10 Jahre Comenius Eck, den Abschied der Wirtin Wilma (kommt noch mal in einem späteren Türchen zu Wort), haben bei Lesungen Detlef Bierstädt gelauscht (Synchronstimme von George Clooney) oder haben bei der weihnachtlichen Feuerzangenbowle Wichtelgeschenke getauscht. Eine Zeitlang unsere 2. Heimat, wenn es in der 1. zu klein wurde. Legendäre Bluesabende mit Prinz of Harp und Gästen. Unsere Liebe ist inzwischen etwas abgekühlt, aber ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. In 11 Tagen ist wieder Feuerzangenbowle, da sind wir aus Tradition dabei,
Neuer deutscher Kummer

Eigentlich wolle ich am Samstagmorgen das Wikingerschiff „Havhingsten fra Glendalough“ fotografieren, was gegen zehn Uhr gemächlich die Spree in Richtung Oberbaumbrücke herunterruderte. Mitten auf der Brücke, unter den roten Backsteinbögen, drehte sich aber gleichzeitig eine junge Frau, verkleidet als Clown, zu Musik die irgendwo aus einem Lautsprecher kam. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich das Ganze als Videodreh (meine Vermutung) zu einem Musikstück. Melancholisch lief die Musik, passend zum langsamen Rudertakt der „Wikinger“, und wie ein träumender Clown in der Manege drehte sich „Raffete“ um sich selbst. Das ist der Name der Künstlerin, wie ich später im Netz herausfinden konnte. Da man Gelegenheiten nutzen muss, wenn sie sich einem bieten, nutzte ich sie für ein paar Fotos der Sängerin. Getreu ihrem eigenen Motto: „… den Soundtrack zu deinem Schwarzweißfilm“ zu liefern, habe ich die Kamera flugs auf schwarzweiss gestellt und ein paar Stills „gestohlen“. Wer braucht schon Wikinger.
Berliner Musikwoche
Die „Jägermeister Blaskapelle“ an der Spree – Foto: h|b
In Berlin versammelt sich wieder mal die musikalische Elite um über das „Business“ zu reden. Damit auch die Bewohner und Berlinbesucher etwas davon haben, gibt es auch viel Musik auf „der Straße“. Unter anderem läuft bis morgen das „First we take the streets Festival“ entlang der Berliner Mühlenstraße, sprich, an der Eastside-Gallery. Neben vielen Newcomer-Bands, die sich um einen „Slot“ bewerben konnten, mischte heute Abend noch die Jägermeister Blaskapelle feat. „Das Bo“ die zahlreich gekommenen Besucher auf. Klasse Stimmung bei einem herrlichen Sonnenuntergang. Berlin, ick liebe dir.
Musikalisches Herz
Ein Stück Gold mitten in der Stadt – Foto: h|b
Wie jeden Mittwoch gibt es heute eine neue Ausgabe von „Berlin from the ground“, der fotografischen Suche mit meinem „alter ego“ nach den fotografischen Hotspots der Stadt. Diesmal ist das „musikalische Herz“ Berlins das Ziel. Bei Sonnenschein glänzt das asymmetrische Gebäude mit den markanten Zacken wie ein Juwel unter dem blauen Himmel von Berlin. Drumherum tost der Verkehr der Potsdamer Straße, aber innen wartet eine fantastische Akustik auf die Liebhaber klassischer Musik. Für die Berliner dürfte klar sein, um welches Gebäude es sich handelt, alle anderen können sich bei einem ihrer nächsten Besuche einfach mal vom Potsdamer Platz nach Westen treiben lassen. Man kann die Berliner Philharmonie definitiv nicht übersehen.
Trommelsolo
Drei Jungs, ein mächtiges Drumset in verschiedenen Ausprägungen, eine begeisterte Menge und ein nicht enden wollendes Trommelsolo. Mehr braucht es nicht, um die Stimmung an einem sonnigen Sonntag im Mauerpark zum Kochen zu bringen. Was die drei Jungs da abziehen, ist allerdings auch erste Sahne, falls man diesen Begriff heute noch verwendet. In Konzerten ist das ja oft einer der Höhepunkte, wenn der Schlagzeuger seine 5 Minuten bekommt und sich völlig verausgabt, oder wer erinnert sich nicht an „Animal“ von den Muppets hinter seinem Schlagzeug, aber hier spielt das Drumset die Hauptrolle. Es gibt keine anderen Instrumente die stören könnten. Die 3 spielen sich über eine halbe Stunde den Rhythmus zu, von rechts nach links, von links nach rechts. Wahnsinn. Wer mal die Gelegenheit hat, an einem der nächsten sonnigen Tage den Mauerpark zu besuchen, sollte sich das nicht entgehen lassen. Es macht einfach gute Laune.
Room for a light
Ryan Keen, Singer/Songwriter aus UK beim Videodreh – Foto: h|b
Ryan Keen, Singer/Songwriter aus Totnes in Großbritannien, tourt gerade mit Sunrise Avenue durch die deutschen Arenen. Da er von dem Label betreut wird, in dem meine Tochter Sara gerade ihre Ausbildung macht, ergab sich heute nachmittag die Gelegenheit ihn kennen zu lernen. Ein symphatischer junger Mann im dunklen Hoody, vor sich den roten Gitarrenkoffer, begrüßt mich herzlich. Wir treffen noch einen Kameramann, denn es soll einen kurzer Vidoedreh für die Presse geben. Eine gute Gelegenheit für mich, meine E-M5 und mich auf Alltagstauglichkeit zu testen. Vorsichtshalber montiere ich noch den Batteriegriff unter die Kamera, denn draussen ist es kalt und das ist meist nicht gut für die Batterien.
Sara als „supporting act“ für Ryan Keen – Foto: h|b
Wir suchen uns ein Plätzchen mit nettem Hintergrund, aber das ist an einem sonnigen Sonntagnachmittag im Mauerpark alles andere als einfach. Gefühlt steht jede 50 Meter ein Künstler und buhlt um die Gunst der Mauerparkbesucher. Am Auditorium, wo sonst das sonntägliche Karaoke stattfindet, hat sich „spontan“ ein Flashmob eingefunden. Geht aber prima als Hintergrund. Die Kamera läuft, Ryan singt einen Song aus seinem neuen Album „Room for a light“. Sänger, Kameramann und Fotograf erregen gemeinsam genug Aufmerksamkeit, so dass Besucher stehenbleiben und Ryan zuhören. Sara verteilt derweil fleissig die Flyer, in denen darauf hingewiesen wird, dass Ryan am 21. März ein „free Concert“ im „nhow“, dem Musikhotel direkt an der Spree, geben wird.
Wer also in Berlin wohnt, ist herzlich eingeladen vorbeizuschauen. Die „Room for a light tour“ mit Ryan Keen startet dann im Mai 2014. Die Glücklichen, die Karten für das ausverkaufte Konzert von Sunrise Avenue in der Max-Schmeling-Halle haben, können ihn da morgen schon singen hören.

