Ei verbibbscht

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Elf Reisebusse, 520 Sachsen und Sächsinnen, rund 1000 Stück Gepäck. Das war der Tag heute direkt vor unserem Wohnmobil. Die Ocean Majesty hat direkt vor uns festgemacht und damit wird der unmittelbare Bereich zur Hochsicherheitszone und extraterritoriales Gebiet. Betreten nur noch mit Reisepass und Buchung zulässig.

Zuerst wurde das Schiff einmal entleert, um danach in einem langwierigen Prozess wieder befüllt zu werden. Alle Koffer müssen durchleuchtet werden, ebenso die Passagiere. Da die Busse am laufenden Band ankamen und sich ihrer Fracht entledigten, stand die Schlange der Reisenden teilweise hundert Meter und mehr vor dem Röntgengerät. Die Älteren, und das war die Mehrzahl der Passagiere, durfte sich netterweise auf kurzfristig organisierte Stühle setzen, um nicht in der Hitze zu kollabieren.

Jetzt ist es halb drei, alle Passagier sind an Bord, die letzten Koffer werden gerade gescannt und die Security baut das erste Zelt schon wieder ab. Da an den regulären Piers die AIDA und die COSTA liegen, wurde alles über den Wohnmobilparkplatz organisiert. Alles sehr familiär. In einer halben Stunde legt das Schiff voller Sachsen ab und wird die norwegische Küste bis nach Molde abfahren. Wenn ihnen in Norwegen also die nächsten 7 Tage Menschengruppen begegnen die etwas merkwürdig reden, keine Angst, die tun nichts, die wollen nur spielen.

Lemminge

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Den Menschen zieht es ja immer wieder zum Wasser. Wasser ist Leben und die ersten 9 Monate seines Lebens verbringt der junge Mensch sogar komplett im Wasser. Kein Wunder also, dass, kaum scheint die Sonne vom blauen Himmel, er sich auf den Weg macht, um ans Wasser zu kommen. Dazu setzt er sich zuerst in seine Blechkiste, fährt sodann stundenlang mit vielen anderen auf heissen Betonstrassen, um dann, endlich angekommen, am sandigen Ufer des Meeres mit tausenden eingeölten Individuen dem Sonnenbaden zu frönen.

Bereits ab der dritten Wurfzeltreihe ist das Meer nur noch zu erahnen, während sich um ihn herum Familiendramen abspielen. Bei geschlossenen Augen hört es sich an, als stünde er in der weltgrößten Bahnhofshalle, das leise Meeresrauschen dringt darunter gar nicht mehr hervor. Spätestens nach fünf Stunden nervt der Sand, im Wasser ist auch nur noch stehen möglich und krebsrote Gestalten leuchten heller als die Sonne. Man sehnt sich nach einem kühlen Keller oder einem Zimmer, durch das ein frischer Wind weht, nur um am nächsten Tag pünktlich um zehn Uhr sein Wurfzelt am Strand wieder zwischen vielen anderen Lemmingen aufzubauen. Strandleben macht einfach süchtig.