Urbane Wiedereingliederung

20140624-173652-63412454.jpg

Nach einer längeren Auszeit als Reisender ohne festes Ziel, jede Nacht unter einem anderen Sternenzelt, immer den Blick auf das weite Meer, fällt mir die Wiedereingliederung in die Millionenstadt Berlin gar nicht so leicht. Zuerst sind schon die vielen Menschen leicht befremdlich, haben wir doch in unserem Urlaub die größeren Ansiedlungen in der Regel gemieden. Einsame Strände, leere Campinggrounds, kleine Küstendörfchen waren unsere bevorzugten Locations. Jetzt bewege ich mich durch Häuserschluchten, nutze wieder städtische Infrastruktur und….. muss wieder arbeiten. Okay, das ist wichtig. Nur so ist die nächste Auszeit, das nächste ausbrechen wieder möglich. Aber schwer ist es trotzdem. 

Le Tréport

Le Tréport und Mers-les-Bains

Hoch oben über der Stadt, direkt auf der Klippe befindet sich der Stellplatz für die Wohnmobile. Zwischen Klippenrand und Stellplatz ist nur die Straße und ein kleiner, grüner Rasenabschnitt. Dahinter geht es rund 100 Meter in die Tiefe. Aber keine Gefahr, wir stehen sicher. Um es den Bewohnern der Stadt etwas zu erleichtern, hat man direkt in die Klippen einen „Fahrstuhl“ eingebaut, die „Tréport Terasse“. Dieser erspart einem immerhin 350 Treppenstufen nach oben steigen zu müssen.

Le Tréport ist ein nettes kleines Hafenstädtchen und liegt auf der Südseite des Hafens. Mers-les-Bains liegt direkt auf der anderen Seite, mit großem Strand und einer langen Promenade und bunten Holzhäusern in einer Art Bäderarchitektur. Auch hier wird noch wie verrückt geputzt und gewienert, denn in knapp 14 Tagen beginnen in Frankreich die zweimonatigen Sommerferien. Dann bricht hier, wie in vielen anderen Orten wo wir die letzten drei Wochen waren, der Sommerwahnsinn aus. Alle Franzosen stürmen dann die Küsten und jedes Zimmer und jeder Stellplatz wird dann belegt sein.

Ein guter Grund für uns hier langsam die Zelte abzubrechen. Morgen fahren wir die letzte Etappe nach Boulogne-sur-mer, sagen dem Ärmelkanal „Atschöö“ und begeben uns auf den langen Rücksturz nach Hause. Nach Deutschland. Nach Berlin. Merci Frankreich, war „très bien“ bei dir.

Étretat

Der Elefant trinkt Wasser

Heute morgen sind wir bei Le Havre über die „Pont de Normandie“ gefahren, eine gigantische Brücke mit zwei riesigen Pylonen und mächtigen Drahtseilen, die hier die Seine überspannt. Damit haben wir das letzte Teilstück unserer Tour erreicht. Weit sind wir danach nicht mehr gefahren, denn wir wollen ja die weißen Felsen von Étretat besuchen. Der, den wir hier auf dem Bild sehen, hat den Namen „Porte d’Aval“ und sieht, mit etwas Fantasie, aus wie ein Elefant, der mit seinem Rüssel Wasser trinkt. Die Felsnadel daneben nennt sich „Aguille“. Étretat ist ein netter, kleiner Küstenort, der sich, eingerahmt von den berühmten Felsen, zum Ärmelkanal öffnet. Auf jeden Fall ein Besuch wert.

Honfleur

Heute Nachmittag haben wir nach fünf Tagen den Bereich der Landungsstrände in der Normandie mit vielen persönlichen Eindrücken verlassen. Wir haben viele Mahn- und Denkmäler gesehen, Museen besucht, anrührende Filme angeschaut, und trotzdem ist das alles nicht wirklich fassbar. Was letztendlich bleibt sind Kreuze. Daher ohne weitere Worte, drei Bilder von Friedhöfen der Gefallenen. In der Reihenfolge: Amerika – Colleville-sur-mer – 9387 Gräber, England – Douvres-La-Délivrande – 1123 Gräber und Deutschland – La Cambe – 21 222 Gräber. Ruht in Frieden.

Amerikanischer Soldatenfriedhof in der Normandie

Britischer Soldatenfriedhof in der Normandie

Deutscher Soldatenfriedhof in der Normandie

Vierville-sur-mer (Omaha Beach, Normandie)

John Steel am Kirchturm von Saint-Mére-Eglise
John Steel am Kirchturm von Saint-Mére-Eglise – Foto:h|b

Heute sind wir an den Landungsstränden der Alliierten in der Normandie angekommen. Da der Jahrestag erst eine Woche zurückliegt und weitere Feiern noch den ganzen Juni über stattfinden, ist hier alles bunt geschmückt. Aus den Häusern hängen die Fahnen der Befreier, die Straßen sind überspannt mit kleinen Fähnchen, selbst die Schaufenster sind mit entsprechenden Motiven bemalt. Die Normandie ist voll im D-Day-Fieber. Viele Amerikaner sind unterwegs, besuchen ihre „Memorials“, ihre Friedhöfe und die vielen Museen entlang der Küste.

Fast jede Waffengattung hat irgendwo ein speziell für sie aufgestelltes Denkmal, zur Zeit alle mit Blumengebinden und Gedenkschleifen verziert. Das beste Museum bisher, steht in Sainte-Mére-Eglise. Dieser Ort erlangte Berühmtheit, weil hier ein Fallschirmspringer der Luftlandedivisionen mit Namen John Steele am Kirchturm hängenblieb. Diese Szene findet auch im Film „Der längste Tag“, u.a. mit John Wayne, seine Verwendung. Der damalige Bürgermeister der Stadt setzte sich für das Gedenken ein und daher ist hier das Museum der Luftlandetruppen beheimatet, ein sehr gut umgesetztes Museum. Hat mir gut gefallen.

Omaha Beach in der Abendsonne
Selfie vor Omaha Beach in der Abendsonne – Foto: h|b

Anschließend besuchen wir noch Utah Beach am Strand von „La Madeleine“, auch hier wieder Memorials und ein Museum und zum Abschluss des heutigen Tages fahren wir zum riesigen deutschen Soldatenfriedhof bei „La Cambe“. Das reicht uns dann auch als Geschichtslektion für einen Tag und wir beenden Tag 1 der „Operation Overlord“ auf einem Campingplatz in Vierville-sur-mer, auf Klippen direkt oberhalb des Omaha Beach. Uns bleibt nur ein „Danke“ an die vielen Freiwilligen, die das Andenken bewahren und ein hoffnungsvoller Ruf: „Nie wieder Krieg!“ Aber das bleibt wohl auch in Zukunft auf der Welt lediglich ein frommer Wunsch. Vielleicht wenigstens in Europa.

Mont St-Michel

Der Mont St-Michel in der Normandie

Heute Mittag haben wir die Bretagne verlassen und sind hinüber in die Normandie gewechselt. Dort steht gleich ein architektonischer Höhepunkt an, den tausende Menschen täglich besuchen. Der Mont St-Michel. Als Hotspot ein Muss. Daher reihen wir uns in die Mengen ein und steigen einmal bis ganz nach oben empor. Treppenstufe um Treppenstufe geht es hinauf, bis der Blick weit bis zum Horizont reicht. Viel Sand drumherum, und ganz hinten irgendwo … das Meer.