„Na Herr Böttger, dann bis in 4 Wochen, wa?“. „Nein, ich bin dann erstmal für 2 Monate mit dem Wohnmobil unterwegs, wahrscheinlich sehen wir uns also erst wieder im November.“ „Allet klar Herr Böttger, ick bin hier.“
Das war vor rund 14 Tagen mein letzter kurzer Dialog mit der Frisöse meines Vertrauens. Mit Silke. Vom Salon „Beauty Hair“ in Friedrichshain. Kein Schnickschnackname wie „Scheren-Schnitt“, oder „We hair for you“. Ein kleiner Kiezfrisör. Neben den ganzen „Barber-Shops“ schon fast eine Ausnahme. Immer das selbe Ritual beim umhängen des schwarzen Kittels. „Na Herr Böttger, dat selbe wie immer?“ „Auf jeden Fall, keine Experimente in meinem Alter“. 12mm mit der Maschine, an der Seite ein wenig kürzer, Augenbrauen kürzen, fertig. Kein Kaffee, keine Yellowpress, kein Smalltalk. Ein paar Worte wurden gewechselt, nach 5 Minuten war ich meist wieder draußen.
Wenn keine Gäste zu bedienen waren, saß Silke meist draußen vor dem Laden auf einem der Stühle, rauchte eine Zigarette und quatschte in ihrem leichten Berliner Singsang mit einem der Bekannten aus der Straße. Wir grüßten, selbst wenn wir an der anderen Straßenseite vorbeiliefen.
Letzte Woche hatte Silke auf dem Weg zu Freunden einen Schlaganfall. Koma, inzwischen wurden die Geräte abgeschaltet. Silke wäre ein paar Tage später 50 Jahre alt geworden.
Vielleicht braucht auch im Himmel jemand wie ich einen Haarschnitt mit der Maschine. 12mm, an den Seiten kürzer, gern auch die Augenbrauen etwas in Form bringen. Farewell Silke.
